Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Unterwegs auf dem historischen Rennstieg
Den rund 31 Kilometer langen Weg in einem Stück zu bewältigen, ist ein ehrgeiziges Ziel
Ihr Tagesziel war ehrgeizig: den Rennstieg erwandern – in einem Stück von der Eigenrieder Warte bis zum rund 31 Kilometer entfernten Skulpturenpark in Behringen. Am frühen Samstagmorgen machten sich 13 Wanderer der Abteilung Wandern des Sportvereins Germania Effelder auf. Es war ihre diesjährige Langstreckenwanderung.
Wie viele Rennstieg-wanderer es jedes Jahr gebe, wusste Klaus Kubelka nicht. Der Wegewart des Unstrut-hainich-kreises war vor Antritt der Wanderung zurate gezogen worden. Die Pflege des historischen Rennweges über den Hainichkamm als Wanderweg hat sich seit 1993 die Sektion Kammerforst des Rennsteigvereins als eines seiner Ziele auf die Fahnen geschrieben.
Die Strecke kann auch in zwei Abschnitten bewandert werden
In die fachgerechte Ausschilderung teilen aktuell sich der Kreiswegewart selbst und die Vereinsmitglieder Gerd Bätzold und Egbert Steube ein. „Wo die Wege in Ordnung sind, sind auch Wanderer“, unterstrich Kubelka das Ergebnis seiner ehrenamtlichen Tätigkeit.
Der Kammerforster Rennsteigverein wandert jedes Jahr den Rennstieg mit etwa 60 seiner Mitglieder im Gesamten ab. Für all jene, die nicht mehr ganz so gut zu Fuß unterwegs seien, werde die Strecke an einem anderen Termin in zwei Abschnitte aufgeteilt. „Den Rennstieg-hype gab es zur Wende, das ist schon lange her“, sagte Kubelka. Heute seien es überwiegend Fahrradfahrer, die ihn fahren. Der Rennstieg ist hin und zurück mit 62 Kilometern eine sehr gute Tagesetappe.
Kubelka trifft aber immer wieder auch Wandergruppen von außerhalb auf dem Rennstieg. Wie kürzlich eine Herrentruppe aus dem Ruhrpott, die sich bei ihm für die sehr gute Ausschilderung bedankte.
Ganz neu sind die Rennstiegflyer, die vom Kammerforster Rennsteigverein gestaltet worden. Und die Tafeln mit Qr-codes. Die Texte dazu schrieb alle Klaus Kubelka selbst. Sie informieren neben den Texttafeln im Wald über alle Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten am Rennstieg, von der Mareile-bank, über Methas Ruh, die Struppeiche, den Dreiherrenstein, den Steinernen Tisch und viele andere.
Davon konnte sich am Samstag auch die Wandergruppe aus Effelder
ein Bild machen. Die erste Rast legte man am Schildchen ein, gegen Mittag erreichte man dann auf halber Strecke die Antoniusherberge. Dort war der erst im vergangenen Jahr anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Wiedereröffnung des Rennstiegs als Wanderweg gesetzte Gedenkstein aus Muschelkalk zu bestaunen.
Es sei in dem harten Gesteinsuntergrund nicht einfach gewesen, das für das Fundament notwendige 70 Zentimeter tiefe Loch zu buddeln, betonte Kubelka. Der Stein war vom Kammerforster Rennsteigverein und Erhard Stiefel aus Oberdorla gesponsert worden.
Vielen Wanderern und Radfahrern begegnete man erst im Nationalpark
Hainich, der etwa einen Kilometer weiter beginnt. Vor der Wende war spätestens an der ehemaligen Antoniusherberge an der Grenze zum Truppenübungsplatz der Nationalen Volksarmee Schluss der „Rennstieg-runst“.
Die Aufgabe des Übungsplatzes machte die durchgängige Rennstiegwanderung wieder möglich. Daher konnten am Samstag die Effelderschen Wanderer ihr Erinnerungsfoto auch an der Betteleiche auf dem Ihlefeld wieder schießen, dem Symbol des Hainich.
Über das Ihlefelder Kreuz und die Eiserne Hand, einem alten Wegweiser, war es dann nicht mehr weit bis zur Craulaer Hütte, der einzigen Gaststätte am Rennstieg, die auch am vergangenen Wochenende zur Einkehr lockte. Der Rennstieg führte die Gruppe später noch über den Alten Berg, der mit 494 Metern der höchste Punkt des Hainichs ist. Von dort an ging es durch das Behringer Holz nur noch bergab bis zum 1996 im Behringer Schlosspark aufgebauten Skulpturenpark.
Für die Rückfahrt hatte sich die Gruppe einen Bus organisiert. Das nächste große Wander-event, das der Sportverein Germania organisiert, ist der 29. Volkswandertag am 4. August, sagte Wanderleiter Thomas Günther. Man werde sich aber
auch mit einer Gruppe am 32. Thüringer Wandertag beteiligen, der am 22. Juni in Kammerforst vom Rennsteigverein ausgerichtet werde.