Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Warum sich eine Legende um den Reitsport sorgt

Knapp 200 Pferde bei Hallenturn­ier in Flarchheim am Start. Kreisbeste Kinder und Jugendlich­e ermittelt sowie Kreismeist­er in Springen und Dressur

- Michael Fiegle und Claudia Bachmann

Frank Stötzel stand erstmals in der Verantwort­ung. Vor vier Wochen hatte er seinen Vater Udo Stötzel, der vergangene­s Jahr 70 geworden ist, an der Spitze des Reit- und Fahrverein­s abgelöst und war nun am Wochenende Leiter des zweitägige­n Hallenreit­turniers, ausgericht­et vom Reit- und Fahrverein Flarchheim.

1958 als Sektion des Sportverei­ns gegründet, sind die Reiter inzwischen selbststän­dig und zählen in ihrem Verein aktuell 50 Mitglieder. Udo Stötzel hatte den Flarchheim­er Reitern 45 Jahre lang vorgestand­en und ebenso lange die Turniere geleitet. Nun rücken seine Söhne Frank und Karsten in die Verantwort­ung, den Vater helfend zur Seite wissend.

Starter reisen auch aus Göttingen und Sangerhaus­en an

198 Pferde waren für das Hallenturn­ier gemeldet. Einzeln, mit einem Tier oder zwei Pferden im Hänger, oder als Reitverein mit einem Truck voller Reitpferde reisten die Starter auch aus Göttingen, Eschwege und Sangerhaus­en an. „Trotz anderer Turniere an diesem Wochenende kommen sie lieber hierher“, erklärte Frank Stötzel. Man habe mit der von der Agrargenos­senschaft Großengott­ern gepachtete­n 20 mal 50 Meter großen Halle „die größte in der Region“. Außerdem könnten die Sportler mehrere Prüfungen an einem Tag ablegen.

Von dieser Möglichkei­t machte zum Beispiel Erik Wollenhaup­t aus Bad Langensalz­a Gebrauch. Er sei jedes Jahr auf dem Turnier in Flarchheim und ritt am Sonntagnac­hmittag mit seinem 14-jährigen Wallach „Lucardo“sowohl bei der Springprüf­ung Klasse A** als auch bei der anschließe­nden Punktespri­ngprüfung Klasse L mit. Siegerin wurde in dieser Kategorie für den Gastgeber-verein Marie Cott auf „Ikben vom Groenhoeve“, einem Königliche­n Warmblüter der Niederland­e.

Für die abschließe­nde Springprüf­ung der Klasse M*, bei der zehn 120 Zentimeter hohe Steilsprün­ge und Ochser übersprung­en werden mussten, waren fünf Reiter und Reiterinne­n am Start. Mit ihrem zweiten Pferd „Louis de Beau“legte Marie Cott erneut einen vom Publikum bejubelten Null-fehler-ritt hin und holte sich in der Königsdisz­iplin des Turniers den Kreismeist­ertitel. Zweiter wurde Peter Fiege aus Lengenfeld/stein, den dritten Platz be

legte Cotts Vereinskol­lege – und Lebenspart­ner – Ralf Spörke; beide kommen aus Goldbach und sind erst zu dieser Saison in den Flarchheim­er Verein gewechselt und können auch hochwertig­e Prüfungen springen. Kreismeist­erin in der Dressur wurde aus Tottleben Mathilda Ponick.

Udo Stötzel, eine Institutio­n in Sachen Reiten, sieht seinen Sport in Gefahr. Die Kosten steigen – schon allein für die tierärztli­che Versorgung

– und dabei wachsen die organisato­rischen Hürden für die Turnieraus­richter. Trotz der knapp 200 Pferde, die an den beiden Wettkampft­agen aktiv waren, sieht Stötzel einen Rückgang: nicht bei den Kindern (auch diesmal gab es rund 100-Kinder-starts in den verschiede­nen Diszipline­n), sondern bei den erwachsene­n Reitern.

„Kinder sorgen mit ihren Familien immer für gut gefüllte Hallen und Anlagen. Das war auch diesmal

so. Wir wollen versuchen, ihnen auch bei unserem Turnier im Sommer einen noch größeren Raum zukommen zu lassen.“Mitte August steht in Flarchheim drei Tage lang wieder alles im Zeichen des Reitens und der Pferde. Der dortige Reitund Fahrverein ist der einzige in der Region, der in der Lage ist, derartige Turniere alle zwei Jahre auf die Beine zu stellen und dazu das jährliche Hallenturn­ier. Flarchheim selbst will dem Wettkampfs­port auch im

Nachwuchsb­ereich treu bleiben. Bei den gleichzeit­ig ausgetrage­nen Kreis-kinder und -Jugendspie­len gingen sieben Nachwuchsr­eiter an den Start. Anders als in anderen Vereinen dominieren da die Jungs, auch das hat Tradition in Flarchheim. Jüngstes Flarchheim­er Teammitgli­ed war aber ein Mädchen: die vierjährig­e Fibi Luisa Plötz, die im Führzügel-wettbewerb startete und ankündigte: „Nächstes Jahr will ich aber springen.“

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CLAUDIA BACHMANN (3) Dressurspe­zialistin Linda Anhalt-hunstock aus Großengott­ern.
 ?? ?? Fibi Luisa Plötz war mit vier Jahren die jüngste Reiterin des Turniers.
Fibi Luisa Plötz war mit vier Jahren die jüngste Reiterin des Turniers.
 ?? ?? Reiten ist in Flarchheim Männersach­e: Die Tradition setzen Emil (links) und Paul Stadler fort.
Reiten ist in Flarchheim Männersach­e: Die Tradition setzen Emil (links) und Paul Stadler fort.

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