Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
30 Sekunden reichen aus
Handball-oberliga: Wie der VFB TM Mühlhausen gegen den HBV Jena den Spieß noch umdreht
Ob Janek Brauer zwischendurch mal keine Luft bekam, lässt sich nicht genau erörtern. Auf jeden Fall musste er viel aushalten, als plötzlich alle seine Mitspieler auf ihm lagen und ihrer Freude freien Lauf ließen. Brauer war es, der zwei Sekunden vor Spielende das 32:31 gegen den HBV Jena machte und damit den Mühlhäuser Oberliga-handballern den nächsten Sieg bescherte, wodurch die Müntzerstädter ihre Tabellenführung verteidigten.
Mit Konter den Sieg kurz vor Ultimo klargemacht
Es war noch eine Minute zu spielen, Jena ging erneut in Führung – 30:31. Markus Lentzko, der erneut seine Klasse bewies und 14 Tore erzielte, hämmerte den Ball zum 31:31 in die Maschen. „Reingewürgt“, nannte es Trainer Karsten Knöfler. Jena hatte 30 Sekunden vor Schluss die große Chance, den Sieg mit nach Hause zu nehmen. Aber den Gästen versagten die Nerven, sie produzierten gar einen Schrittfehler, sodass die Gastgeber wider Erwarten noch einmal in Ballbesitz kamen. Konstantin Fick schaltete schnell, führte den Freiwurf aus. Der auf rechts enteilte Brauer fing die Kugel und traf. Der Rest war pure Freude.
„Für Janek freut es mich sehr. Das hat er sich einfach verdient. Aber ansonsten war es kein gutes Spiel von uns. Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht. Mir hat wahrlich die Spannung gefehlt, das ging schon beim Warmmachen los und hat sich leider über das ganze Spiel gezogen“, kennt Knöfler die Schwachstellen seines Teams und bezeichnete den Sieg als glücklich.
„Es war ein megageiles Gefühl. Das waren Emotionen pur. Die Halle hat gebebt. Dadurch haben wir unsere Chance Meister zu werden aufrechterhalten“, sagte der glückliche Torschütze.
Mühlhäuser zeigen sich ungewohnt instabil
Der Tabellenführer VFB TM Mühlhausen gab sich ungewohnt instabil, musste viel investieren, um zum Erfolg zu kommen. Auch das anfängliche 7:3 gab nicht die nötige Sicherheit. Jena machte es gut, biss sich ins Spiel und blieb dran. Die Mühlhäuser konnten den Vorsprung nicht vergrößern, er war beim 17:15 zur Halbzeit gar geschmolzen. „Zwischendurch war
die Stimmung gedrückt, weil wir nicht das gespielt haben, was wir können und was wir uns vorgenommen haben“, analysierte nüchtern Brauer die Berg- und Talfahrt.
Jena kam bis auf ein Tor heran, aber die Gastgeber hatten zunächst Antworten und konnten vom 19:18 auf 21:18 wegziehen. Aber immer wieder schlich sich der Schlendrian ein, wie Knöfler es bezeichnete. So kam es, wie es kommen musste: Jena witterte seine Chance und glich beim 25:25 aus, um danach per Strafwurf gar in Führung zu gehen. Da half die kurz zuvor genommene Auszeit der Mühlhäuser nichts.
Die Crunchtime begann und die Spannung stieg. Jena legte immer wieder vor und Mühlhausen glich aus. Dann die letzten Sekunden. Des einen Leid, des anderen Freud.
Dass sich die Gastgeber das Leben selbst so schwer machten, lag auch daran, dass mit Ivica Lazarovski und Moritz Rahn zwei wichtige Spieler fehlten, vor allem Lazarovski als Linkshänder im rechten Rückraum. Seine Torgefährlichkeit konnten die Mühlhäuser kaum ausgleichen. Lazarovski wird noch länger ausfallen, da er an einer Leistenverletzung laboriert. „Markus hat die Kohlen wieder aus dem Feuer geholt. Aber alles auf seine Schultern abzulegen, kann nicht gut gehen. Mir hat die Einstellung insgesamt nicht gefallen. Nächste Woche machen wir es hoffentlich besser“, sagte Karsten Knöfler.