Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

30 Sekunden reichen aus

Handball-oberliga: Wie der VFB TM Mühlhausen gegen den HBV Jena den Spieß noch umdreht

- Sebastian Fernschild

Ob Janek Brauer zwischendu­rch mal keine Luft bekam, lässt sich nicht genau erörtern. Auf jeden Fall musste er viel aushalten, als plötzlich alle seine Mitspieler auf ihm lagen und ihrer Freude freien Lauf ließen. Brauer war es, der zwei Sekunden vor Spielende das 32:31 gegen den HBV Jena machte und damit den Mühlhäuser Oberliga-handballer­n den nächsten Sieg bescherte, wodurch die Müntzerstä­dter ihre Tabellenfü­hrung verteidigt­en.

Mit Konter den Sieg kurz vor Ultimo klargemach­t

Es war noch eine Minute zu spielen, Jena ging erneut in Führung – 30:31. Markus Lentzko, der erneut seine Klasse bewies und 14 Tore erzielte, hämmerte den Ball zum 31:31 in die Maschen. „Reingewürg­t“, nannte es Trainer Karsten Knöfler. Jena hatte 30 Sekunden vor Schluss die große Chance, den Sieg mit nach Hause zu nehmen. Aber den Gästen versagten die Nerven, sie produziert­en gar einen Schrittfeh­ler, sodass die Gastgeber wider Erwarten noch einmal in Ballbesitz kamen. Konstantin Fick schaltete schnell, führte den Freiwurf aus. Der auf rechts enteilte Brauer fing die Kugel und traf. Der Rest war pure Freude.

„Für Janek freut es mich sehr. Das hat er sich einfach verdient. Aber ansonsten war es kein gutes Spiel von uns. Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht. Mir hat wahrlich die Spannung gefehlt, das ging schon beim Warmmachen los und hat sich leider über das ganze Spiel gezogen“, kennt Knöfler die Schwachste­llen seines Teams und bezeichnet­e den Sieg als glücklich.

„Es war ein megageiles Gefühl. Das waren Emotionen pur. Die Halle hat gebebt. Dadurch haben wir unsere Chance Meister zu werden aufrechter­halten“, sagte der glückliche Torschütze.

Mühlhäuser zeigen sich ungewohnt instabil

Der Tabellenfü­hrer VFB TM Mühlhausen gab sich ungewohnt instabil, musste viel investiere­n, um zum Erfolg zu kommen. Auch das anfänglich­e 7:3 gab nicht die nötige Sicherheit. Jena machte es gut, biss sich ins Spiel und blieb dran. Die Mühlhäuser konnten den Vorsprung nicht vergrößern, er war beim 17:15 zur Halbzeit gar geschmolze­n. „Zwischendu­rch war

die Stimmung gedrückt, weil wir nicht das gespielt haben, was wir können und was wir uns vorgenomme­n haben“, analysiert­e nüchtern Brauer die Berg- und Talfahrt.

Jena kam bis auf ein Tor heran, aber die Gastgeber hatten zunächst Antworten und konnten vom 19:18 auf 21:18 wegziehen. Aber immer wieder schlich sich der Schlendria­n ein, wie Knöfler es bezeichnet­e. So kam es, wie es kommen musste: Jena witterte seine Chance und glich beim 25:25 aus, um danach per Strafwurf gar in Führung zu gehen. Da half die kurz zuvor genommene Auszeit der Mühlhäuser nichts.

Die Crunchtime begann und die Spannung stieg. Jena legte immer wieder vor und Mühlhausen glich aus. Dann die letzten Sekunden. Des einen Leid, des anderen Freud.

Dass sich die Gastgeber das Leben selbst so schwer machten, lag auch daran, dass mit Ivica Lazarovski und Moritz Rahn zwei wichtige Spieler fehlten, vor allem Lazarovski als Linkshände­r im rechten Rückraum. Seine Torgefährl­ichkeit konnten die Mühlhäuser kaum ausgleiche­n. Lazarovski wird noch länger ausfallen, da er an einer Leistenver­letzung laboriert. „Markus hat die Kohlen wieder aus dem Feuer geholt. Aber alles auf seine Schultern abzulegen, kann nicht gut gehen. Mir hat die Einstellun­g insgesamt nicht gefallen. Nächste Woche machen wir es hoffentlic­h besser“, sagte Karsten Knöfler.

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KLAUS DREISCHERF Markus Lentzko (am Ball) war gegen Jena nicht zu stoppen.

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