Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Dorfbürgermeister: Will das überhaupt noch jemand machen?
Mancherorts kandidieren alte Hasen. doch es zieht auch Neulinge ins Amt
Unstrut-hainich-kreis. Wer will sein Dorf regieren, seinen Ortsteil, seine Ortschaft? Auch die Bürgermeister dafür werden am 26. Mai im Unstrut-hainich-kreis gewählt. Das Interesse daran könnte unterschiedlicher nicht sein. In der Landgemeinde Südeichsfeld finden sich für die Dörfer Lengenfeld/ Stein und Faulungen keine Bewerber. Auch in Eckardtsleben, Henningsleben, Großwelsbach, Windeberg, Horsmar und Alterstedt wollen die Amtsinhaber nicht wieder antreten. Und kein anderer aus dem Dorf zeigt Interesse.
Das heißt: Die Wähler können selbst einen Namen auf die Wahlzettel schreiben. Erhält der Kandidat mehr als die Hälfte der abgegebenen Stimmen, muss er darüber nachdenken, ob er die Wahl annimmt. Gegebenenfalls gehen auch jene zwei Einwohner, die die meisten Stimmen auf sich vereinen, in eine Stichwahl 14 Tage später.
Anders die Situation in Ufhoven, einem Ortsteil von Bad Langensalza, und Obermehler in der Landgemeinde in Nottertal-heilinger Höhen. Dort gibt es jeweils drei Kandidaten. Doch es gibt auch junge Leute, dies sich erstmals der Wahl stellen. So wie Jana Fett aus Niederdorla. Die 39-Jährige, die als Betriebsratsvorsitzende arbeitet, ist noch ohne jegliche kommunalpolitische Erfahrung. Die Feuerwehrfrau ist die einzige Bewerberin um die Nachfolge von Eberhard Schill (SPD), der, wie lange angekündigt, nicht noch einmal antritt. Seit 2010 ist er im Amt.
Felchtaer Ortschef will Gemeindeschänke modernisieren
„Irgendwie haben im Dorf alle gehofft, dass Eberhard doch eine weitere Legislaturperiode in Angriff nimmt“, sagt Jana Fett. Auch bei ihr hat Schill um eine Bewerbung geworben. Mit Erfolg. „Ich weiß, dass es große Fußstapfen sind, in die ich trete. Aber das Leben im Dorf soll weitergehen. Wir wollen eine starke Position innerhalb der Landgemeinde Vogtei bekommen.“Die gelernte Diätassistentin tritt bei der Wahl zur Ortsbürgermeisterin für die Freien Wähler Niederdorla an, über die Spd-liste möchte sie auch in den Vogtei-gemeinderat einziehen.
Einmal eingearbeitet, kann das Amt auch in Fleisch und Blut übergehen. „Wenn mir früher jemand gesagt hätte, dass ich einmal auf dem Dorf Bürgermeister bin, den hätte ich für verrückt erklärt“, sagt der Mühlhäuser René Seyfert (SPD), der seit 15 Jahren Ortsteilbürgermeister in Felchta ist. Wird er am 26. Mai wiedergewählt, kann er nach seiner vierten Legislaturperiode auf 20 Jahre Amtszeit zurückblicken.
Doch das Vertrauen der Bürger musste erst wachsen. Bei seiner dritten Kandidatur war Seyfert 2009 zum Ortsteilbürgermeister gewählt worden. Seitdem laufe es sehr gut, sagt er. So gut, dass sich kein Gegenkandidat zur Wahl aufgestellt hat.
Der umgestaltete Festplatz, der gute Zustand vom Sportplatz, die wiederbelebte Dorfschenke: „Wir haben in den letzten Jahren viel geschafft
und uns ein gesundes Dorfleben erhalten.“Ans Aufhören habe er bisher nie gedacht, auch nicht, wenn es ärgerliche Situationen gab. Die ehrenamtliche Tätigkeit im Stadtrat von Mühlhausen und als Ortsteilbürgermeister, die er neben seiner Arbeit als Berufsschullehrer in Görmar leistet, ist er gewohnt und belastet ihn nicht stark.
Zeitsoldat kandidiert als Ortschaftsbürgermeister
„Mit 65 reicht es dann aber“, so Seyfert. Nach der nächsten Legislaturperiode würde er das Amt gerne in gute Hände abgeben. „Ich sehe gerade einen Generationswechsel in den Räten und Vorständen. Da wird sich sicher jemand finden.“Doch erst einmal richtet sich sein Blick auf die nähere Zukunft: Bei einer Wiederwahl sei sein größtes Ziel, die Gemeindeschenke auf den neuesten
Stand zu bringen. In Mülverstedt verlässt der Ortschaftsbürgermeister Michael Kaufmann (parteilos) nach zwei Jahren das politische Parkett. „Das Amt nimmt viel Zeit in Anspruch“, gibt er zu, dass er den Aufwand unterschätzt hat. Das lässt sich nicht mehr mit der Familie vereinbaren. Für den zweijährigen Sohn will er da sein, daher kandidiert er nicht.
Als er 2022 Ortschaftsbürgermeister wurde, war klar, dass es nur zwei Jahre sind. Die Wahl war nötig, weil Manfred Müller in Ruhestand ging. Kaufmann freut sich, dass er trotz der kurzen Phase vieles hinterlässt. Das frühere Trachtenhaus wurde zum Dorfgemeinschaftshaus, es gab am Sportplatz eine Baumpflanzaktion und der Park wurde umgestaltet. „Jetzt steht in meiner Amtszeit noch das Landgemeindefest bevor, das ist ein schöner Abschluss“, sagt der 30-Jährige.
Nachfolger will jetzt Maik Mathes (parteilos) werden. Der 47-jährige Zeitsoldat der Bundeswehr war 2005 von Sachsen-anhalt nach Mülverstedt gezogen. Inzwischen hat er zwei Kinder. Die Tochter ist zehn Jahre alt, der Sohn vier. „Wir wurden hier so herzlich hier aufgenommen, dass ich mich entschlossen habe, dem Ort etwas zurückzugeben“, erklärt er seine Kandidatur.