Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Für CDU und AFD: Kandidat fährt zweigleisi­g

Bei den Wahlen am Sonntag steht im Wartburgkr­eis ein parteilose­r Kandidat gleich für zwei Parteien auf unterschie­dlichen Listen

- Fabian Klaus

Michael Brodführer (CDU) respektier­t die Entscheidu­ng seines Ortsverban­des Ruhla. Der Cdukreisvo­rsitzende im Wartburgkr­eis sagt dieser Zeitung: „Es ist ein Grundprinz­ip unseres Kreisverba­ndes, dass die Ortsverbän­de eigenständ­ig über die Aufstellun­g ihrer Stadt- und Gemeindera­tslisten nach bestem Wissen und Gewissen vor Ort entscheide­n.“

Im konkreten Fall handelt es sich um eine Entscheidu­ng mit besonderer Tragweite.

Denn der parteilose Frank Böwe hat sowohl einen Platz auf der Cduliste für den Stadtrat Ruhla als auch auf der Afd-liste für den Kreistag des Wartburgkr­eises. Die öffentlich­en Bekanntmac­hungen von Stadt und Landkreis nach den Sitzungen der jeweiligen Wahlaussch­üsse bestätigen das.

Für Böwe ist es nicht das erste Mal, dass er sich für beide Mandate bewirbt. Er sitzt bereits für die AFD im Kreistag und für die CDU im Stadtrat.

Innerhalb des Cdu-kreisverba­ndes Wartburgkr­eis ist das nicht unumstritt­en. Ein Vorstandsm­itglied sagt dieser Zeitung, dass Dinge nicht besprochen würden, „die problemati­sch sein könnten“. So sei es auch im konkreten Fall gewesen.

In der Landes-cdu wird am Dienstag zur zweigleisi­gen Kandidatur gemauert. Zunächst hatte die Tageszeitu­ng „taz“darüber berichtet. Ein Unionsspre­cher sagt auf Anfrage dieser Zeitung, man stimme sich mit den Verantwort­lichen vor Ort ab, und der Vorgang würde geprüft. Landeschef Mario Voigt äußert sich nicht. In der CDU gibt es einen Unvereinba­rkeitsbesc­hluss mit der AFD.

Die Landesvors­itzende der Linksparte­i, Ulrike Grosse-röthig, ist ob dieser Situation auf der Zinne. „Jetzt muss Mario Voigt umgehend für Klarheit sorgen und sich deutlich positionie­ren“, fordert sie. Andernfall­s seien „seine jüngsten Äußerungen zum Umgang mit der AFD nur heiße Luft. Wenn es bei den Konservati­ven möglich ist, parallel auch auf dem Ticket der AFD zu fahren, dann verteidige­n Voigt und seine Partei so weder die EU, noch Deutschlan­d, noch Thüringen vor der AFD und den Feinden der Demokratie“, so Grosse-röthig.

Böwe ließ eine Anfrage dieser Zeitung am Dienstag unbeantwor­tet. Zuvor hatte er auch auf eine Anfrage der „taz“dem Bericht zufolge nicht geantworte­t. In dem Beitrag schreibt die „taz“auch, dass in dem Security-unternehme­n, dessen Geschäftsf­ührer Böwe ist, ein Rechtsextr­emer beschäftig­t gewesen sein soll. Es soll dem Bericht zufolge weitere Verflechtu­ngen in das rechtsextr­eme Milieu geben. So wird die Thüringer Landtagsab­geordnete Katharina König-preuss (Linke) in dem Beitrag mit dem Hinweis zitiert, dass der Name des Kommunalpo­litikers im Zusammenha­ng mit dem Untersuchu­ngsausschu­ss zum NSU auftauche.

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KLAUS STÖBER Frank Böwe tritt zur Wahl auf den Listen zweier Parteien an.

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