Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Stefan Kurt als spielender und singender Hausmeister
Komödiantischer Witz und große Oper beim 4. Samstagskonzert mit dem Artist in Residence und der Jenaer Philharmonie
Jena. Die unter der Leitung des erfahrenen Dirigenten Enrico Delamboye von der Jenaer Philharmonie brillant gespielte Ouvertüre zu Verdis „Macht des Schicksals“eröffnete das Konzert und bestätigte Eckhard Henscheids pointierte Formulierung „Verdi ist der Mozart Wagners.“
Stefan Kurt, Artist in Residence, schlüpfte in die Rolle des Hausmeisters Willi, der per Telefon vom Schauspieler Stefan Kurt die Nachricht erhält, dass dieser sich wegen einer Vergiftung durch ein Käsefondue verspäten werde. So übernimmt Willi dessen „Rolle“und führt durch den Abend. Das ist ein witziger Einfall, der Stefan Kurt noch einmal die Chance eröffnete, all sein komödiantisches und musikalisches Können zu entfalten. Zugleich ist damit ein ästhetischer Bruch zwischen „großer Oper“und komödiantischem Spiel vorprogrammiert.
Lyrische Leuchtkraft der Stimme
Galina Benevich sang die Arie der Donna Anna aus Mozarts „Don Giovanni“dramatisch und ausdrucksstark, und in der Arie der Elletra aus dessen „Idomeneo“überzeugte sie mit einem Feuerwerk dramatischer Koloraturen. „Sie kann
Furie“– so Hausmeister Willi. Und die Jenaer Philharmonie kann Oper. Unter Enrico Delamboye fand sie in den Ouvertüren zu Mozarts
„Don Giovanni“und „Cosi fan tutte“zu einem leichten, transparenten Mozart-klang und konnte im Vorspiel zum 3. Akt von Wagners „Lohengrin“und im „Walkürenritt“mit einem voluminösen, glanzvollen Wagner-klang aufwarten.
Da in Violettas großer Arie aus „La Traviata“der Tenor-partner ausgefallen war, übernahm Willi diesen Part. Hier gelang Stefan Kurt durch fast gesprochenen Gesang eine sehr anrührende Leistung. Auch der Bariton war nicht rechtzeitig eingetroffen, sodass Hausmeister Willi gemeinsam mit Galina Benevich das Duett Pamina/papageno aus Mozarts „Zauberflöte“singen musste. Das war wohl das Ereignis des Abends. In Mozarts Duett sind alle Standes- und ästhetischen Unterschiede aufgehoben. Galina Benevich und Stefan Kurt gelang es, genau das durch die Unterschiedlichkeit ihres gemeinsamen Gesangs zu vermitteln.
Mit Laurettas Arie aus Puccinis „Gianni Schicchi“konnte die Sopranistin nochmals die lyrische Leuchtkraft ihrer Stimme präsentieren. Nach ihrem Auftritt sagte Hausmeister Willi das letzte Stück des Abends an und machte sich, erschöpft von dem anstrengenden Abend, auf den Heimweg. Nun erschien der als verspätet avisierte Stefan Kurt, konnte aber nur noch die Zugabe ansagen: den Hexensabbat aus Puccinis Opernerstling „Die Willis“.
Eine augenzwinkernde Hommage an Hausmeister Willi!