Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Weises Super-behörde
Axel Fick über die wachsende Zahl offener Asylverfahren
Die Zahl der Neuankömmlinge ist deutlich gesunken. In vielen Erstaufnahmestellen herrscht Leere. Durchatmen in den Krisenstäben, das größte Chaos scheint überwunden. Wenigstens dort.
Die Unordnung wanderte indes weiter – von den Ankunftszentren in die Amtsstuben. Dort wächst die Zahl der laufenden Asylverfahren, weil viele Flüchtlinge erst jetzt einen Antrag stellen konnten.
Bürokratische Systeme lassen sich eben nur schwer unter Druck setzen. Der papierne Schutzschirm aus Regelwerken und Rechtsrahmen ist robust. Und doch steht die Verwaltung plötzlich im Fokus der Öffentlichkeit, der Ausstoß an Entscheidungen wird monatlich gewertet, Bearbeitungszeiten werden in Stunden quantifiziert und kommentiert – meist nicht sehr freundlich.
Den Behörden Untätigkeit vorzuwerfen, ist überzogen. Die Asylbewerber drängen auf rasche Klärung ihrer Fälle, notfalls per Untätigkeitsklage. Auch die Politik will Klarheit: Anerkennung, Duldung, oder Abschiebung.
Vom Bundesamt für Migration wandern die Aktenberge zu den Jobcentern. Super-amtsleiter Frank-jürgen Weise kennt beide Systeme, kann die Übergabe vielleicht geschmeidiger gestalten, bevor er Ende des Jahres abtritt.
Eine Herausforderung für die Verwaltung bleibt die Flüchtlingskrise allemal und vielleicht Weises Meisterstück: Eine Super-behörde kann 2016 ultimativ beweisen, dass sie nicht nur sich selbst, sondern auch Problemlösungen organisieren kann.