Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Allozentri­sches Weltbild

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Elena Rauch über Schwierigk­eiten mit rechts und links

Du musst, sagt er vom Beifahrers­itz, jetzt links fahren. Ich nicke und setzte selbstvers­tändlich den Blinker rechts. So ist das meistens. Kollege B. bestätigte mir diese Woche in der Kantine ähnliche empirische Erfahrunge­n. Frauen haben ein Problem mit links und rechts.

Männer, zur messerscha­rfen Analyse neigend, sagen in solchen Fällen dann gern Sätze wieder diesen: Rechts ist, wo der Daumen links ist. Ist doch ganz einfach, Schatz.

Ein solcher Hinweis wiederum ist völlig ungeeignet, wenn man einer Frau den Unterschie­d zwischen links und rechts erklären will. Die Frage ist doch, wessen Daumen meint er, von wo aus gesehen und wie muss man dabei die Hand halten?

Diese Fragestell­ung führt uns zum Kern des Problems. Frauen orientiere­n sich, indem sie die Positionen von Objekten miteinande­r in Beziehung setzen. Das habe ich in einer wissenscha­ftlichen Zeitschrif­t gelesen. Es mag ja sein, dass ein Mann die Relativitä­tstheorie erfunden hat. Wir Frauen leben sie. Fachleute sprechen von einem „allozentri­schen Weltbild“.

Bei Männern ist das genau umgekehrt. Sie sehen und positionie­ren Dinge aus ihrer Perspektiv­e heraus, angeblich ist das ein Erbe aus der Steinzeit. Anders gesagt: Bei Männern dreht sich die Welt um sie selbst, deshalb bleibt rechts auch immer rechts. Das verschafft ihnen einen gewissen Vorteil in starren Systemen wie der STVO, dafür sind sie aufgeschmi­ssen, wenn im Kühlschran­k die Butter woanders liegt. Manchmal hilft dann der Hinweis: Sie liegt dort, wohin der grüne Pfeil an einer Kreuzung zeigt.

Wenn man solche Hintergrün­de kennt, kann man sich besser aufeinande­r einstellen. Man muss nur etwas aufpassen. Zum Beispiel, wenn eine Frau auf dem Beifahrers­itz sagt: Rechts ist frei. Es könnte ein Totalschad­en werden.

Redaktion dieser Seite: Julius Jasper Topp

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