Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Horte ab 1. August wieder beim Land

Nach langem Hin und Her hat es Bildungsmi­nisterin Klaubert offenbar geschafft – dies bringt ein Plus von 700 Vollzeitst­ellen

- Von Volkhard Paczulla

Erfurt. Das 2008 begonnene Modellproj­ekt Horte in kommunaler Hand „habe nicht ich gestartet“, sagt Birgit Klaubert (Linke) trotzig. Als Bildungsmi­nisterin stelle sie jedoch fest, dass damals das Ende nicht bedacht worden sei. „Das Ende“heißt Rückabwick­lung der kommunalen Trägerscha­ft. Das Bildungsmi­nisterium plagt sich damit schon seit dem Vorjahr.

Da sich Probleme häuften, mussten Erzieherin­nen vor ihrem Anstellung­svertrag beim Land zwischenze­itlich doch zur Arbeitsage­ntur. Zu Hunderten. Politisch ein Desaster. Gestern allerdings wirkte die Ministerin entspannt. Die 1200 Überleitun­gsverträge stehen. Alle 21 Hortträger, vom Landkreis bis zur Einzelgeme­inde, haben die Vertragsan­gebote unterschri­eben. Von den kreisfreie­n Städten war Jena die erste und Erfurt die letzte. Damit ist klar: Der Modellvers­uch kommunalis­ierte Hortbetreu­ung endet definitiv am 31. Juli. Und am 1. August, daran glaubt die Ressortche­fin ganz fest, gehe die Betreuung der Hortkinder „in bewährter Qualität“weiter.

Dann unter wieder einheitlic­her Regie des Landes. Staatliche Grundschul­e und Hort aus einem Guss, damit die Thüringer Ganztagssc­hule „zu einem Markenzeic­hen“entwickelt werden könne. Das ist der Herzenswun­sch der Linken, ebenso der einflussre­ichen Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW). Helmut Liebermann, Vorsitzend­er des Thüringer Beamtenbun­des, hält die Verfahrens­mängel für ein böses Omen. Ähnliche Komplikati­onen, wenn sich die Regierung an die Reform der gesamten Landesverw­altung macht, mag er sich gar nicht erst vorstellen. Und im Kabinett, das 8800 Landesstel­len abbauen soll, ist auch nicht jeder begeistert über den Hortnerinn­en-zuwachs. Immerhin 700 Vollzeitst­ellen.

Die Bildungsmi­nisterin brauchte eigentlich noch mehr für ihr Ressort: Lehrer mit Qualifikat­ion Deutsch als Zweitsprac­he, über 50 Schulleite­rstellen sind unbesetzt. Klauberts Koalitions­partner grummeln. Für einen Rücktritt sieht die Ministerin aber keinerlei Anlass.

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„Mein Haus zeichnet sich durch viele Baustellen aus“, sagt Bildungsmi­nisterin Birgit Klaubert. Ein Rücktritt sei aber kein Thema. Foto: Martin Schutt, dpa

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