Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Hoffnung in Stein gemeißelt
Erste Konturen sind bei den Kunstwerken des Bildhauersymposiums in Behringen auszumachen. Bis zu 200 Bewerbungen pro Jahr
Behringen. Es staubt vielerorts, Holzspäne fliegen umher: Am Schlosspark sind die Künstler des 20. Bildhauersymposiums bei der Arbeit zu erleben. Immer wieder legen Spaziergänger einen Halt ein und kommen ins Gespräch. Wie bei Susheila Jamieson und James Gordon aus Schottland. Dort ist auch ein mobiler Kran im Einsatz, denn die Installation der beiden Bildhauer erfordert größere Sandsteinblöcke. „Eigentlich arbeite ich lieber mit Kalkstein, aber diesmal ist es Sandstein“, verrät Susheila und versucht, ihr Bohrgerät in die Verteilerdose zu stecken. Das gelingt nicht gleich, denn die schottischen Stecker müssen über Adapter den deutschen Stromdosen angepasst werden.
Gut vorangeschritten ist die Skulptur von Volker Beier aus Chemnitz. Er hat vorgearbeitet. „Das ist schon möglich“, lässt er wissen. Begleitet wird er von Ingrid Dietel. Sie gehört nicht zum Reigen der Teilnehmer, reiste aber mit Volker Beier an und arbeitet im Schlosspark an einem Holzschnitt. „Das ist eine Landschaft vom Nil-ufer. Wir zeichneten diese bei einer Kreuzfahrt“, erzählt sie.
Seit 20 Jahren wird in Behringen solch ein Bildhauersymposium ausgerichtet. Initiator ist der Geschäftsmann Jürgen Dawo. Gemeinsam mit der Europäischen Kommunikationsakademie wurden Jahr für Jahr Künstler nach Behringen eingeladen. Ihre Werke verbleiben stets in der Gemeinde und sind im Schlosspark, aber auch an zwei Wanderwegen, zu finden.
Bis zu 200 Bewerbungen liegen jedes Jahr vor. Eine Jury entscheidet dann, wer eingeladen wird. Dank vieler Unterstützer sind alle Künstler zufrieden. Das beweist das diesjährige Jubiläumssymposium. Alle Teilnehmer waren schon mindestens einmal dabei, verschiedene sogar mehrfach. Diesmal lautet das Thema „Kinder/hoffnung“.
Viel Betrieb herrschte gleich zu Arbeitsbeginn bei dem Eisenacher Hardy Raub. Er stapelte etliche Gasbetonsteine unter seinem Pavillon und lädt für die nächsten Tage Kinder zu sich ein. „Wir werden gemeinsam ein Kunstwerk anfertigen. Die Kinder übergeben jeden Tag ihre angearbeiteten Steine an die nächste Gruppe, und ich stelle am Ende das Kunstwerk zusammen“, erläutert Hardy Raub.
Als erste Gruppe begrüßte er Achtklässler von der Conradeckhof-regelschule Gotha. Er versicherte den Regelschülern, dass ihnen die Arbeit auch ohne große künstlerische Fähigkeiten gelingen wird. „Einfach ein Loch ins Material einarbeiten. Da kann man schon durchschauen. Dann noch ein Loch und die Kanten schleifen. So entsteht eine interessante Form.“Raub möchte die Kinder möglichst wenig beeinflussen. Sie sollen ganz nach eigenen Ideen ans Werk gehen. Und das taten sie auch. Mit Meißel und Säge wurde den Steinen zu Leibe gerückt. Etliche Löcher hatte vorab Ralf Ehmann zu bohren.
Er bereitet damit eine Kante vor. Aus ihr wird dann ein Mensch herausgearbeitet, der sich auf den Weg macht. Denn Ralf Ehmanns Motiv ist „Hoffnung“.
Park und Wanderwege bieten Ausstellungsfläche
Hardy Raub und Kinder arbeiten gemeinsam
Die Köpfe von zwei Schlümpfen will Jan Thomas den Kindern in Behringen hinterlassen. „Ich gehe ganz direkt mit dem Thema um.“Einzige Holzakteurin ist Ortrud Sturm aus der Nähe von Frankfurt/main. „Ich habe mich mit Holz durchgesetzt“, verrät die Hessin und zieht kräftig am Zugseil der Kettensäge. Dann arbeitet sie sich an einem gewaltigen Stamm aus Eiche weiter nach vorn. „Ich habe mich von einem Ernst-bloch-zitat anregen lassen. Seine Worte sind zwar schwer zu verstehen, doch ich versuche sie, mit dem Holz in eine Form zu bringen.“
Überhaupt kann man neugierig sein, wie sich dieser Baumstamm und die zahlreichen Steinblöcke unter den Händen der Künstler in den nächsten Tagen verändern werden.
Das Bildhauersymposium findet bis Freitag, . Juni, am Behringer Schlosspark statt. Jeden Tag sind die Künstler bei der Arbeit zu erleben. Zum Abschlusss wird eine Feuerskulptur aus der heißen Form genommen.
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