Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Nicht in der Hölle lassen

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Karsten Jauch über die Untiefen der Mathematik

Nein, hat das Ministeriu­m gesagt, und damit die Thüringer Schüler augenschei­nlich im Stich gelassen. Obwohl sich Schüler und Eltern über zu schwere Abiturprüf­ungen in Mathematik beschwert hatten, will das Thüringer Bildungsmi­nisterium die Bewertung offenbar nicht korrigiere­n lassen. Das ist schade. Denn damit weicht das Ministeriu­m von einer langen Tradition ab. Schon Goethe stand mit diesem Fach auf Kriegsfuß. „Mit Mathematik­ern ist kein heiteres Verhältnis zu gewinnen“, ist vom Geheimrat übermittel­t. Auch dieser Satz stammt vom Weimarer Genie: „Die Mathematik­er sind eine Art Franzosen: Redet man zu ihnen, so übersetzen sie es in ihre Sprache, und dann ist es alsbald etwas anderes.“

Waren die Abi-aufgaben womöglich deshalb nicht zu lösen, weil die Fragen unverständ­lich waren? Wenn selbst unser Nationaldi­chter angeblich ein gestörtes Verhältnis zu diesem Fach hat, warum müssen dann die Schüler heute noch darunter leiden? Es ist ja nicht so, dass sie abgeschrie­ben haben, wie unser anderes Thüringer Genie.

Johann Sebastian Bach soll von seinem Vetter Johann Ludwig Bach, der in Meiningen „Capell Inspector der Hofkapelle“war, sage und schreibe 18 Kantaten eigenhändi­g kopiert haben. Sie wurden 1726 in der Thomaskirc­he in Leipzig aufgeführt. Eine dieser Kantaten trägt den Titel „Denn du wirst meine Seele nicht in der Hölle lassen“.

Darüber sollte das Ministeriu­m einmal nachdenken.das Abi kann man doch entspannt regeln.

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