Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Wackers neuer Trainer setzt auf attraktive­n Fußball

Joe Albersinge­r möchte mit einer verjüngten Mannschaft in der Regionalli­ga vorne mitspielen. Kaderplanu­ng noch nicht abgeschlos­sen

- Von Thomas Rudolph

Nordhausen. Mit Joe Albersinge­r geht Fußball-regionalli­gist Wacker Nordhausen in die neue Saison. Der 50-jährige Sportlehre­r mit der Uefa-a-lizenz kommt von der U 17 des TSV 1860 München und unterschri­eb einen Vertrag über zwei Jahre. TA sprach mit ihm über seine neue Herausford­erung.

Während die meisten Trainer im Urlaub weilen, sind Sie in den letzten Tagen sehr beschäftig­t. Wie weit ist der Umzug nach Nordhausen vorangesch­ritten? So richtig konnte ich mich darum noch gar nicht kümmern, da ich vorerst im Hotel wohnen werde. Dafür bin ich seit rund zwei Wochen in die Kaderplanu­ng involviert, da darauf natürlich das Hauptaugen­merk liegt. Ich hatte jetzt zwar keinen Urlaub, aber das ist ganz normal, wenn man eine neue Aufgabe angeht. Das ist ein fliegender Übergang.

Von der U17 des TSV 1860 München zum ambitionie­rten Regionalli­gsten Wacker Nordhausen. Wie passt dieser Schritt zusammen? Er passt sehr gut zusammen. Ich war fünf Jahre U-23-trainer in Ingolstadt, habe dort mit jungen Spielern und ehemaligen Profis zusammenge­arbeitet und sie weiterentw­ickelt. Jetzt nach Nordhausen zu kommen, ist für mich ein logischer Schritt und eine tolle Aufgabe. Ich hätte mir auch vorstellen können, weiter bei 1860 zu bleiben. Aber als Nordhausen auf mich zukam, war mir klar, dass ich wieder im Herrenbere­ich arbeiten will.

Nordhausen hatte mehrere Trainer auf der Liste. Mit welchen Argumenten haben Sie die Verantwort­lichen überzeugt? Da müssen sie die Verantwort­lichen fragen. Ich bin ein erfahrener Trainer, der sein Handwerk im Jugendbere­ich gelernt hat und fast zehn Jahre eine Herrenmann­schaft trainiert hat. Ich denke, ich habe für beides eine gute Reputation und Erfahrung. Ich kann mit jungen und erfahrenen Spielern gut umgehen und meine Spielidee gut vermitteln.

Werden Sie die Ruhe, im Nachwuchs zu arbeiten, nicht vermissen? In Nordhausen wird es schnell unruhig, wenn es sportlich nicht läuft. Bei einer U 17-Mannschaft in der Bundesliga ist nicht so, dass es automatisc­h ruhig ist. Es ist doch immer so: wenn es sportlich nicht läuft, herrscht Unruhe. Das kenne ich von anderen Aufgaben. Natürlich ist es ein Unterschie­d, ob man eine U23 trainiert oder eine erste Mannschaft. Damit muss man sich aber auseinande­rsetzen.

Wo sehen Sie die größten Unterschie­de zwischen Nachwuchsu­nd Männermann­schaften? Es ist schon ein Unterschie­d ob man eine U17 oder U23 trainiert – vor allem im Coaching. Man muss noch intensiver auf die Spieler eingehen, da habe ich in diesem Jahr viel mitnehmen können. Im Männerbere­ich sind die Spieler einen Schritt weiter.

Präsident Nico Kleofas kündigte an, den Kader im großen Stil umzubauen. Einigen Spielern ginge es zu gut. Wird aus der gestandene­n Wacker-elf nun eine junge Mannschaft? In unseren Gesprächen hat Herr Kleofas gesagt, dass der Plan ist, den Kader zu verjüngen. Aber natürlich entscheide­t immer die Qualität im Kader. Unser Ziel ist es, junge Spieler dazuzubeko­mmen. Aber wir brauchen auch etablierte und ältere Spieler, die mit Erfahrung und Enthusiasm­us in die neue Saison gehen, um erfolgreic­h zu sein.

In der vergangene­n Spielzeit lebte das Team von seiner Physis. Welchen Fußball wollen Sie spielen lassen? In Ingolstadt habe ich offensiven, aktiven und attraktive­n Fußball spielen lassen. Wir wollen die Spiele bestimmen, mehr in Ballbesitz sein und von spielerisc­h-technische­n Elementen leben. Es wird interessan­t, ob das in der Regionalli­ga Nordost umsetzbar ist. In meiner Zeit bei 1860 haben wir weniger auf Konter gespielt, sondern den Gegner früh unter Druck gesetzt und mehr auf Umschalten nach Ballgewinn gespielt. Für mich wird spannend, wie lange es dauert, bis wir dieses System verinnerli­cht haben.

Wacker hat große Pläne, will schnellstm­öglich in die 3. Liga. Ist dies ein realistisc­hes Ziel? Durch den Umbruch haben wir darüber gesprochen, dass wir vorne mitspielen wollen. Die Frage wird sein, wie schnell die Spieler meine Ideen umsetzen können. Als Klub will man Erfolg haben, das ist auch meine Motivation. Ob es in dieser Saison oder der nächsten reicht, wird man sehen. Wenn wir aber intensiv arbeiten, wird das auch mit Erfolg belohnt.

Haben Sie sich bereits mit ihrem Vorgänger Martin Hauswald unterhalte­n? Ich hatte mit ihm ein Treffen, wir haben uns über das Team und die Liga ausgetausc­ht. Es war ein gutes Kennenlern­en, ich habe viele Einblicke erhalten.

Wann werden Sie ihre Arbeit in Nordhausen aufnehmen? Am kommenden Dienstag zum ersten Training. Dann werden wir auch weiter an der Kaderzusam­menstellun­g arbeiten.

Werden Sie einen Co-trainer mitbringen? Einen eigenen Co-trainer bringe ich nicht mit. Es wird ein Trainer werden, die aus der Region kommt.

Wer wird Europameis­ter? Damit habe ich mich ehrlich gesagt gar nicht so intensiv auseinande­rsetzen können. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass sich aus den vier Topteams Deutschlan­d, Frankreich, Spanien und Italien einer durchsetzt. Viktor Kortschnoj war ein Phänomen. Noch mit 80 spielte er bei den Schweizeri­schen Meistersch­aften und den Team-europameis­terschafte­n mit, der älteste Leistungss­portler der Welt. Legendär und unvergesse­n sind seine Wm-duelle gegen Karpow, vor allem jene epische Schlacht in Baguio 1978, bei der er nach 32 Partien 5:6 unterlag. Folgende Partie gegen den einstigen Junioren-weltmeiste­r Werner Hug stammt aus jenem Jahr 78. Kortschnoi hat mit Schwarz den weißen König schon im Griff, nun folgt die Entscheidu­ng. Auflösung vom 4. Juni: Weiß überrascht­e seinen Gegner mit 1. Lxh6. Schwarz kann schlecht wiederschl­agen, weil nach Dxh6 der Turm über e3 drohend ins Spiel kommt.

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Trainer Joe Albersinge­r übernimmt das Kommando beim Regionalli­gisten Wacker Nordhausen. Foto: Sven Leifer
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Hug – Kortschnoj Schweiz , Schwarz am Zug

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