Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Wackers neuer Trainer setzt auf attraktiven Fußball
Joe Albersinger möchte mit einer verjüngten Mannschaft in der Regionalliga vorne mitspielen. Kaderplanung noch nicht abgeschlossen
Nordhausen. Mit Joe Albersinger geht Fußball-regionalligist Wacker Nordhausen in die neue Saison. Der 50-jährige Sportlehrer mit der Uefa-a-lizenz kommt von der U 17 des TSV 1860 München und unterschrieb einen Vertrag über zwei Jahre. TA sprach mit ihm über seine neue Herausforderung.
Während die meisten Trainer im Urlaub weilen, sind Sie in den letzten Tagen sehr beschäftigt. Wie weit ist der Umzug nach Nordhausen vorangeschritten? So richtig konnte ich mich darum noch gar nicht kümmern, da ich vorerst im Hotel wohnen werde. Dafür bin ich seit rund zwei Wochen in die Kaderplanung involviert, da darauf natürlich das Hauptaugenmerk liegt. Ich hatte jetzt zwar keinen Urlaub, aber das ist ganz normal, wenn man eine neue Aufgabe angeht. Das ist ein fliegender Übergang.
Von der U17 des TSV 1860 München zum ambitionierten Regionalligsten Wacker Nordhausen. Wie passt dieser Schritt zusammen? Er passt sehr gut zusammen. Ich war fünf Jahre U-23-trainer in Ingolstadt, habe dort mit jungen Spielern und ehemaligen Profis zusammengearbeitet und sie weiterentwickelt. Jetzt nach Nordhausen zu kommen, ist für mich ein logischer Schritt und eine tolle Aufgabe. Ich hätte mir auch vorstellen können, weiter bei 1860 zu bleiben. Aber als Nordhausen auf mich zukam, war mir klar, dass ich wieder im Herrenbereich arbeiten will.
Nordhausen hatte mehrere Trainer auf der Liste. Mit welchen Argumenten haben Sie die Verantwortlichen überzeugt? Da müssen sie die Verantwortlichen fragen. Ich bin ein erfahrener Trainer, der sein Handwerk im Jugendbereich gelernt hat und fast zehn Jahre eine Herrenmannschaft trainiert hat. Ich denke, ich habe für beides eine gute Reputation und Erfahrung. Ich kann mit jungen und erfahrenen Spielern gut umgehen und meine Spielidee gut vermitteln.
Werden Sie die Ruhe, im Nachwuchs zu arbeiten, nicht vermissen? In Nordhausen wird es schnell unruhig, wenn es sportlich nicht läuft. Bei einer U 17-Mannschaft in der Bundesliga ist nicht so, dass es automatisch ruhig ist. Es ist doch immer so: wenn es sportlich nicht läuft, herrscht Unruhe. Das kenne ich von anderen Aufgaben. Natürlich ist es ein Unterschied, ob man eine U23 trainiert oder eine erste Mannschaft. Damit muss man sich aber auseinandersetzen.
Wo sehen Sie die größten Unterschiede zwischen Nachwuchsund Männermannschaften? Es ist schon ein Unterschied ob man eine U17 oder U23 trainiert – vor allem im Coaching. Man muss noch intensiver auf die Spieler eingehen, da habe ich in diesem Jahr viel mitnehmen können. Im Männerbereich sind die Spieler einen Schritt weiter.
Präsident Nico Kleofas kündigte an, den Kader im großen Stil umzubauen. Einigen Spielern ginge es zu gut. Wird aus der gestandenen Wacker-elf nun eine junge Mannschaft? In unseren Gesprächen hat Herr Kleofas gesagt, dass der Plan ist, den Kader zu verjüngen. Aber natürlich entscheidet immer die Qualität im Kader. Unser Ziel ist es, junge Spieler dazuzubekommen. Aber wir brauchen auch etablierte und ältere Spieler, die mit Erfahrung und Enthusiasmus in die neue Saison gehen, um erfolgreich zu sein.
In der vergangenen Spielzeit lebte das Team von seiner Physis. Welchen Fußball wollen Sie spielen lassen? In Ingolstadt habe ich offensiven, aktiven und attraktiven Fußball spielen lassen. Wir wollen die Spiele bestimmen, mehr in Ballbesitz sein und von spielerisch-technischen Elementen leben. Es wird interessant, ob das in der Regionalliga Nordost umsetzbar ist. In meiner Zeit bei 1860 haben wir weniger auf Konter gespielt, sondern den Gegner früh unter Druck gesetzt und mehr auf Umschalten nach Ballgewinn gespielt. Für mich wird spannend, wie lange es dauert, bis wir dieses System verinnerlicht haben.
Wacker hat große Pläne, will schnellstmöglich in die 3. Liga. Ist dies ein realistisches Ziel? Durch den Umbruch haben wir darüber gesprochen, dass wir vorne mitspielen wollen. Die Frage wird sein, wie schnell die Spieler meine Ideen umsetzen können. Als Klub will man Erfolg haben, das ist auch meine Motivation. Ob es in dieser Saison oder der nächsten reicht, wird man sehen. Wenn wir aber intensiv arbeiten, wird das auch mit Erfolg belohnt.
Haben Sie sich bereits mit ihrem Vorgänger Martin Hauswald unterhalten? Ich hatte mit ihm ein Treffen, wir haben uns über das Team und die Liga ausgetauscht. Es war ein gutes Kennenlernen, ich habe viele Einblicke erhalten.
Wann werden Sie ihre Arbeit in Nordhausen aufnehmen? Am kommenden Dienstag zum ersten Training. Dann werden wir auch weiter an der Kaderzusammenstellung arbeiten.
Werden Sie einen Co-trainer mitbringen? Einen eigenen Co-trainer bringe ich nicht mit. Es wird ein Trainer werden, die aus der Region kommt.
Wer wird Europameister? Damit habe ich mich ehrlich gesagt gar nicht so intensiv auseinandersetzen können. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass sich aus den vier Topteams Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien einer durchsetzt. Viktor Kortschnoj war ein Phänomen. Noch mit 80 spielte er bei den Schweizerischen Meisterschaften und den Team-europameisterschaften mit, der älteste Leistungssportler der Welt. Legendär und unvergessen sind seine Wm-duelle gegen Karpow, vor allem jene epische Schlacht in Baguio 1978, bei der er nach 32 Partien 5:6 unterlag. Folgende Partie gegen den einstigen Junioren-weltmeister Werner Hug stammt aus jenem Jahr 78. Kortschnoi hat mit Schwarz den weißen König schon im Griff, nun folgt die Entscheidung. Auflösung vom 4. Juni: Weiß überraschte seinen Gegner mit 1. Lxh6. Schwarz kann schlecht wiederschlagen, weil nach Dxh6 der Turm über e3 drohend ins Spiel kommt.