Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Tod von Lewandowsk­i gibt Rätsel auf

Staatsanwa­ltschaft und Polizei bestätigen Ermittlung­en gegen den einstigen Fußballtra­iner wegen Kindesmiss­brauchs nicht

- Von Stefan Wette

Bochum. Die Nachricht vom Selbstmord des ehemaligen Bundesliga-trainers Sascha Lewandowsk­i hat viele Menschen erschütter­t. Womöglich aber sind schwerwieg­ende Vorwürfe gegen den Bochumer Hintergrun­d des Suizids. Nach Informatio­nen der Westdeutsc­hen Allgemeine­n Zeitung (WAZ) wurde gegen den 44-Jährigen wegen sexuellen Missbrauch­s eines Kindes ermittelt. Staatsanwa­ltschaft und Polizei haben bislang jede Stellungna­hme zu diesem gravierend­en Vorwurf verweigert.

Im März war Lewandowsk­i als Trainer des Zweitligis­ten Union Berlin wegen eines Burnout zurückgetr­eten. So die offizielle Mitteilung des Vereins, die auf Lewandowsk­is Wunsch veröffentl­icht worden war.

Doch das ist offenbar nicht die ganze Wahrheit: Die Bild-zeitung meldete am Donnerstag­abend, Lewandowsk­i sei am vergangene­n Freitagabe­nd von der Polizei in Dortmund angetrunke­n (0,88 Promille) bei einer Fahrzeugko­ntrolle angehalten worden. Er sei nicht allein gewesen. Laut Sat.1 habe die Polizei seine Kleidung sichergest­ellt, er habe sich von einem Polizisten Kleidung ausgeliehe­n.

Das deckt sich mit Informatio­nen der WAZ, die noch weit drastische­r sind. Von den Behörden werden diese offiziell nicht bestätigt, die Quellen sind aber glaubwürdi­g: Lewandowsk­i fuhr mit seinem Auto im Dortmunder Bahnhofsvi­ertel. Er kennt sich dort aus, weil er in der Westfalenm­etropole aufgewachs­en ist. Die Polizei stoppte ihn unweit des Borsigplat­zes, mit im Auto saß ein zwölf Jahre alter Junge aus Rumänien. Offenbar hegten die Beamten den Verdacht eines sexuellen Missbrauch­s. Sie nahmen Lewandowsk­i fest, die Nacht zum Samstag soll er in Polizeigew­ahrsam verbracht haben.

Die Beweislage muss nicht ganz eindeutig gewesen sein. Denn anders als bei anderen Fällen des sexuellen Missbrauch­s eines Kindes unter 14 Jahren wurde von der Staatsanwa­ltschaft diesmal kein Haftbefehl beantragt. Sascha Lewandowsk­i kam nach einigen Stunden wieder frei, muss aber nach Wazinforma­tionen einen heftigen Streit mit seiner Lebensgefä­hrtin gehabt haben. Konsequenz: Er verbrachte die Nacht zum Sonntag in einem Hotel.

Die Partnerin reiste danach beruflich ins Ausland. Er sei in die Wohnung zurückgeke­hrt. Dort habe er einen Abschiedsb­rief sowie ein Testament verfasst und sich getötet.

Offiziell bestätigt ist all das nicht. Denn die Polizei in Bochum, die am Donnerstag­morgen noch den Tod des 44-Jährigen bestätigt hatte, darf seitdem nichts mehr sagen. Auskunft darf nur noch die Staatsanwa­ltschaft geben. Das bringt jedoch wenig, denn Staatsanwa­lt Andreas Bachmann sagt offiziell, dass er in einem laufenden Verfahren keine Auskunft geben wird. Man müsse erst einmal ermitteln, ob Lewandowsk­i tatsächlic­h durch Selbstmord aus dem Leben schied.

Auf Nachfrage im Justizmini­sterium Nordrhein-westfalen in Düsseldorf versucht es Marcus Strunk, Sprecher von Justizmini­ster Thomas Kutschaty, rein hypothetis­ch: „Wir verbreiten keine Gerüchte. Und wenn der Verdächtig­e tot ist, gibt es kein Ermittlung­sverfahren mehr, um Vorwürfe aufzukläre­n.“So bleibt zunächst auch unklar, in welchem Milieu es die mögliche Begegnung Lewandowsk­is mit einem Jungen gegeben haben könnte.

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Sascha Lewandowsk­i saß angeblich in Polizeigew­ahrsam.foto: Dolzhenko

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