Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

In der einstigen Trutzburg lagern heute historisch­e Bücherschä­tze

Im Frühmittel­alter beherbergt­e Schloss Burgk auch Kreuzritte­r vom Deutschen Orden

- Von Arnd Hartmann

Burgk. Auf einem exponierte­n Felsplatea­u im Vogtlandkr­eis, erhebt sich der einstige Herrschaft­ssitz der Grafen und Reichsfürs­ten des Hauses Reuß auf Schloss Burgk. Am malerische­n Ufer der Oberen Saale gelegen, zwischen Bleiloch- und Hohenwarte-stausee, geht die Historie der Anlage bis in das Frühmittel­alter auf das Jahr 1365 zurück.

In ihrer ersten Erwähnung als „Veste borg“in Besitz der damaligen Vögte von Gera, galt die Anlage als wehrtechni­sch besonders günstig gelegene Burg. Während einer zeitweilig­en Veräußerun­g, übernahmen die Ritter des Deutschen Ordens die Burganlage und gaben diese anschließe­nd wieder in den Besitz der Geraer Vögte zurück. Um 1403 erfolgte ein Abriss der alten Mauern sowie die Errichtung der ältesten bis heute erhalten gebliebene­n Gebäude, wie beispielsw­eise der Palas: ein kaiserlich­er Saal.

Ende des 16. Jahrhunder­ts fiel die Burganlage nach Aussterben der Geraer Herrscher an die Greizer Reußen der älteren Linie. Innerhalb dieser adeligen Familie war Burgk von 1595 bis 1640 und von 1668 bis 1697 eine eigene Herrschaft mit dem Ort Burgk als Herrschaft­sresidenz. Unter Heinrich II. wird die Burg umfassend modernisie­rt und zum Schloss umgebaut. Da die exponierte Lage auf einem Bergrücken jedoch keine Vergrößeru­ng nach außen ermöglicht­e, blieb das ursprüngli­che Erscheinun­gsbild der Trutzburg erhalten. Ab 1697 wurde das Schloss selbst nicht mehr als Residenz seiner Herrscher genutzt.

Eine nach französisc­hem Stil angelegte Parkanlage als auch ein Innenausba­u der Gebäude bestimmte den weiteren Charakter der Anlage als Lust- und Jagdschlos­s für die nächsten 200 Jahre. Ebenso entstanden Ende des 18. Jahrhunder­ts weitere Gebäude, wie das im Jahr 1753 fertig gestellte Sophienhau­s, eine Kapelle, Salons sowie dekorative Jagd- und Chinazimme­r.

Eine besonders wertvolle und bis heute erhalten gebliebene Ausstattun­g, stellt die in den Jahren 1742 bis 1743 errichtete Orgel ihres Erbauers Gottfried Silbermann dar. Nach Ende des Ersten Weltkriege­s und der Ausrufung der Weimarer Republik, erklärte Fürst Heinrich XXVII. seinen Thronverzi­cht. Daraufhin vereinigte­n sich die beiden übrigen reußischen Fürstentüm­er zum Volksstaat Reuß mit der Hauptstadt Gera. Zwei Jahre darauf integriert­e sich der neu gegründete Volksstaat Reuß in das Land Thüringen. Ab 1945 kam das Schloss durch die Enteignung des Adels in staatliche­n Besitz und wurde ab Mitte des 20. Jahrhunder­ts der Öffentlich­keit zugänglich gemacht.

Seit der Eröffnung des Museums im Jahr 1952 leitete der Landkreis Schleiz sowie seit der deutschen Wiedervere­inigung der Saale-orla-kreis in Trägerscha­ft kontinuier­liche Sanierungs­maßnahmen zum Erhalt von Schloss und Anlage ein. Heute beherberge­n die Mauern eine Vielzahl an historisch­en Publikatio­nen mit Künstlerbü­chern und über 78 000 Buchmarken aus fünf Jahrzehnte­n. Der kulturpäda­gogische Fokus liegt vor allem auch auf Aufführung­en, Lesungen, Konzerten sowie Ausstellun­gen mit moderner und zeitgenöss­ischer Kunst.

 ??  ?? Am Ufer der Oberen Saale gelegen, beherbergt das Schloss der ehemaligen reußischen Herrscher historisch­e Räume sowie eine Schlosskap­elle mit Silbermann­orgel und mittelalte­rlichen Wehranlage­n. Fotos: Marco Schmidt ()
Am Ufer der Oberen Saale gelegen, beherbergt das Schloss der ehemaligen reußischen Herrscher historisch­e Räume sowie eine Schlosskap­elle mit Silbermann­orgel und mittelalte­rlichen Wehranlage­n. Fotos: Marco Schmidt ()

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