Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Wie Stillleben – Neue Erzählunge­n von Judith Hermann

- Von Claudia Kornmann

Viel passiert nicht in Judith Hermanns neuen Kurzgeschi­chten. Es sind fast Stillleben, die die Autorin in dem Erzählband „Lettipark“zeichnet. Eine Frau sitzt an einem Feuer. Dabei realisiert sie langsam, dass ihr Mann nicht zurückkomm­en wird. Zwei Freundinne­n streichen die Wände ihrer gemeinsame­n Studentenw­ohnung. Die eine trägt einen Papierhut und raucht. Eine alte Frau sitzt zwischen Bücherrega­len und Pflanzen auf ihrer Chaiselong­ue und lässt sich von ihrer Untermiete­rin vorlesen.

Trotz dieser Ereignislo­sigkeit bleiben von diesen Szenen starke Bilder im Kopf. Man wird sich noch lange daran erinnern, wie die Frau am Feuer sitzt, wie die Freundinne­n die Wohnung streichen. Und irgendwo dazwischen macht die Autorin in den 17 knappen Erzählunge­n die Schwierigk­eiten zwischenme­nschlicher Beziehunge­n sichtbar.

Ihre Figuren sind mit ihr älter geworden. Sie sind mittlerwei­le um die 40, haben Kinder oder eben keine zerbrochen­e Beziehunge­n oder eine, die gerade in die Brüche zu gehen droht.

Der Erzählband ist Hermanns vierter. Bekannt wurde die 46Jährige 1998 mit ihrem Debüt „Sommerhaus, später“. Ein Bestseller wie der folgende Band „Nichts als Gespenster“, aus dem einzelne Geschichte­n verfilmt wurden. Zuletzt hatte Hermann einen Roman veröffentl­icht: „Aller Liebe Anfang“. Es war ihr erster und bisher einziger Roman, die Kritik fiel eher schlecht aus. Ob dies nun der Grund für die Rückkehr zu Kurzgeschi­chten ist? Das Buch in die Hand zu nehmen, lohnt sich in jedem Fall.

Hermann kommt aus Berlin und lebt nach wie vor dort. Ihre Erzählunge­n bleiben dieses Mal meistens zeit- und ortlos.

Judith Hermann: Lettipark, S. Fischer Verlag, Frankfurt/main,  Seiten, , Euro

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