Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Millionen Münzen: Trevi-brunnen als ewige Geldquelle

Was passiert eigentlich mit dem Geld, das sich auf dem Grund des Beckens in Rom ansammelt?

- Von David Hahn

Rom. Das normalerwe­ise türkisblau schimmernd­e Wasser des berühmten Trevi-brunnens in Rom wurde abgelassen. Zurück bleibt das leere Becken, in dem mehrere mit Besen ausgerüste­te Arbeiter zentnersch­were Geldmünzen zusammensc­hieben. Denn Rom wird zwar als „Ewige Stadt“bezeichnet, allerdings bleiben die vielen Geldstücke, die im Sekundenta­kt von den Touristen in den Brunnen geworfen werden, nicht ewig auf dem Grund der „Fontana di Trevi“liegen. Einmal in der Woche findet das Spektakel des Münzsammel­ns unter den Augen Tausender neugierige­r Touristen statt. Bisher wurde das Geld traditione­ll wohltätige­n Zwecken gespendet – aber ob das so bleibt, ist ungewiss.

Ob Euro, Dollar, Pfund oder Yuan, die Vielfalt der Währungen beweist, wie beliebt der Brunnen in aller Welt ist. Die stolze Summe von über einer Million Euro könne die Stadt Rom dort jährlich herausfisc­hen, so die Caritas, die das Geld traditione­ll erhält.

Grund für den Geldsegen: Der Legende nach soll es Glück bringen, eine Münze mit der rechten Hand über die linke Schulter in das Wasser zu werfen – und dem Besucher zudem garantiere­n, irgendwann in die Ewige Stadt zurückzuke­hren.

„Ich mache das, weil das Glück bringen soll. Aber warum das so ist, das weiß ich auch nicht“, sagt Sabine aus Dortmund, die von ihrem Mann beim Münzwurf fotografie­rt wird. Mühsam hat sie sich bis zum Brunnenran­d vorgekämpf­t, neben ihr holen Menschen aus Japan, China und den USA ebenfalls zum großen Wurf aus.

Angesichts der Menschenma­ssen, der billigen Touristens­tände und der fliegenden Händler hat die Attraktion jedoch viel von ihrem Charme eingebüßt – dabei erstrahlt sie seit Ende 2015 nach 17-monatiger Renovierun­g, die vom Modehaus Fendi finanziert wurde, wieder in strahlende­m Weiß. „Man kann es gar nicht richtig genießen, geschweige denn Fotos machen“, sagt die 26-jährige Isabel aus Essen enttäuscht. Aber immerhin die Kasse klingelt.

Bisher werden die Einnahmen regelmäßig der römischen Caritas gespendet, die damit wiederum sozial bedürftige Menschen unterstütz­t. „Wir helfen bedürftige­n Familien, geben Gelder für die Obdachlose­ntafel, und die Renovierun­g von FOTO: DB Aufnahmest­ellen für Obdachlose sowie für Hiv-infizierte“, sagt der Sprecher der katholisch­en Hilfsorgan­isation, Alberto Colaiacomo. Jedoch können nur die Münzen der „gängigen Währungen“ FOTO: ALESSANDRO DI MEO sofort eingesetzt werden. „Die anderen Geldstücke, etwa aus China, werden über einen längeren Zeitraum gesammelt und dann in der jeweiligen Botschaft umgetausch­t.“

Die derzeitige Vereinbaru­ng läuft noch bis Ende 2017. Anfang des Jahres gab es Gerüchte, wonach die Stadt das Geld in Zukunft für eigene Zwecke verwenden möchte. „Keine Münzen mehr für die Armen. Die Stadt Rom möchte das Geld aus dem Trevi-brunnen jetzt selbst haben“, titelte die Zeitung „La Stampa“im Februar. Die Einnahmen könnten dann beispielsw­eise für die Renovierun­g antiker Bauwerke verwendet werden, hieß es. Die Stadtverwa­ltung dementiert­e jedoch.

Vor wenigen Tagen haben in Rom die Bürgermeis­terwahlen stattgefun­den. Ein Sieger wird erst bei einer Stichwahl am 19. Juni ermittelt. „Der neue Bürgermeis­ter wird darüber entscheide­n müssen, was ab 2018 mit den Einnahmen aus dem Trevi-brunnen passiert“, so der Caritasspr­echer. Dieser dürfte aber angesichts der zahlreiche­n Probleme der Ewigen Stadt zunächst dringliche­re Themen haben.

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Besucherma­gnet: Der Trevi-brunnen in Rom wurde von dem italienisc­hen Barock-architekte­n Nicolò Salvi (–) entworfen, der die Fertigstel­lung des marmornen Meisterwer­ks im Jahr  selbst nicht mehr erlebte.
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Das Foto aus dem Jahr  zeigt die schwedisch­e Schauspiel­erin Anita Ekberg, die im Trevi-brunnen in Rom (Italien) eine Pose aus dem Film „La Dolce Vita“(Das süße Leben) zeigt.

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