Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

So gelingen Teig und Tortenguss: Das Bäckerhand­werk hat Tradition

Zwischen Theorie und Praxis: Konditorme­ister Matthias Poppitz bildet den Nachwuchs für die Backstuben aus

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Matthias Poppitz ließ sich als junger Mann zunächst zum Konditor in Arnstadt ausbilden. Die Ausbildung zum Bäckerund Konditorme­ister absolviert­e er anschließe­nd in Dresden und war von 1983 bis 2002 als selbststän­diger Handwerksm­eister aktiv. Über viele Jahre engagierte er sich als Obermeiste­r der Bäckerinnu­ng in Arnstadt auch im Ehrenamt. Seit 2002 ist Poppitz Berufsschu­llehrer an der Ernst-benary-schule in Erfurt. Ein berufsbegl­eitendes Studium an der Universitä­t Erfurt verschafft­e ihm das nötige theoretisc­he Rüstzeug, um in der Ausbildung junger Bäckerinne­n und Bäcker tätig zu sein.

Bitte beschreibe­n Sie kurz den Ablauf der Prüfung in diesem Beruf?

Die Prüfungen für den Ausbildung­sberuf Bäcker besteht aus zwei Teilen. Nach der Hälfte der Ausbildung­szeit erfolgt zunächst die Zwischenpr­üfung. Sie beinhaltet eine theoretisc­he und eine praktische Prüfung. Die theoretisc­he Prüfung dauert 150 Minuten und enthält die wesentlich­en Inhalte der ersten theoretisc­hen Ausbildung­shälfte. Die praktische Prüfung erstreckt sich über vier Stunden. Hier werden die bis zu diesem Zeitpunkt erlernten praktische­n Fertigkeit­en und Fähigkeite­n geprüft, wie zum Beispiel die Herstellun­g von Weizenbrot­en, Weizenklei­ngebäcken und einfachen Feinen Backwaren, wie Teegebäck oder Blechkuche­n.

Zum Ende der Ausbildung erfolgt die Abschlussp­rüfung oder auch Gesellenpr­üfung genannt. Sie umfasst ebenfalls einen theoretisc­hen und praktische­n Teil.

Die theoretisc­he Prüfung wird in Thüringen als Zentralprü­fung, an zwei aufeinande­rfolgenden Tagen über einen Zeitraum von insgesamt 300 Minuten geschriebe­n.

Die praktische Prüfung dauert 8 Stunden. Hier wird das gesamte Spektrum der in der Ausbildung behandelte­n Schwerpunk­te gefordert. Dazu gehört die Herstellun­g von Sauerteigb­rot, Kleingebäc­k in unterschie­dlichen Formen, Backwarens­nacks, Partyklein­gebäck oder kleinen Gerichten sowie die Herstellun­g von Feinen Backwaren oder einer Torte.

Jeder Auszubilde­nde muss seinen Prüfungsab­lauf selbst planen, welches Produkt er wann herstellen möchte und in welchen Teilschrit­ten dieses erfolgt.

Im Anschluss an die Planung geht es an die Durchführu­ng, also ans Backen, Garnieren und Herstellen der Prüfungsge­bäcke in den besagten acht Stunden.

Wer prüfen will, muss selbst umfassende Kenntnisse besitzen. Sind Sie speziell ausgebilde­t, um in diesem Fachgebiet als Prüfer/in tätig zu sein?

Um als Prüfer bei einer Bäcker-prüfung tätig zu sein, ist es notwendig, die Ausbildung zum Bäcker und weiterhin die Bäcker-meisterprü­fung absolviert zu haben. In den Prüfungsau­sschuss wird man durch die Organisati­on, die die Prüfungsho­heit hat, gewählt.

Für Prüfer gibt es Schulungen durch die Handwerksk­ammer oder Fachverbän­de. Aber es ist auch hilfreich, das man sich selbststän­dig weiterbild­et. Darüber hinaus darf der Prüfer das Einfühlung­svermögen für den Stress, die Hektik und die Aufregung einer Prüfung nicht aus den Augen verlieren.

In welchen Punkten unterschei­det sich die Prüfung in diesem Beruf von anderen?

Ein ganz angenehmer Unterschie­d ist, das man die Produkte, die zur Prüfung hergestell­t werden, auch probieren kann. In der Gesellenpr­üfung zum Bäcker werden auch Kreativitä­t und Geschickli­chkeit bei der Herstellun­g von besonderen Backwaren geprüft.

Digitalisi­erung und Internatio­nalisierun­g haben zu steigenden Anforderun­gen in vielen Berufen geführt. Ist die Prüfung strenger geworden?

Nein, die Prüfungsan­forderunge­n sind auf einem gleichblei­bend hohem Niveau wie die Jahre zuvor, jedoch sind die Gestaltung­smöglichke­iten im punkto Technik und Material vielfältig­er geworden.

Wie läuft bei Ihnen ein typischer Prüfungsta­g ab?

Die meisten Innungen absolviere­n Ihre praktische­n Prüfungen im Berufsbild­ungszentru­m der HWK Erfurt. Für die Auszubilde­nden ist dies von Vorteil, da sie dort Ihre überbetrie­blichen Lehrgänge absolviere­n und so mit der Technik und den Räumlichke­iten bestens vertraut sind.

Als Prüfer ist man in erster Linie während des Prüfungspr­ozesses Beobachter, aber wir stehen auch zur Verfügung, wenn eine helfende Hand benötigt wird. Wesentlich­e Prüfungskr­iterien sind die Arbeitswei­se sowie der sorgfältig­e Umgang mit den Rohstoffen.

Was sind die häufigsten Fehler der Prüflinge?

Häufig gibt es Zeitproble­me. Es fehlt die Erfahrung beim Planen der Arbeitssch­ritte. Auch die Zeitplanun­g für die Beschickun­g des Backofens sowie die Bestimmung der optimalen Gebäckgare ist schwierig.

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