Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Die Balance finden
Bernd Jentsch über die Gratwanderung der Taxiunternehmer
Erinnern Sie sich noch an den Aufschrei, der im Januar vergangenen Jahres durch dieses Land ging?
Die Taxipreise seien nach der Silvesternacht regelrecht explodiert, hieß es damals und man könne sich das Taxifahren künftig nicht mehr leisten.
Inzwischen ist es bei diesem Thema wieder etwas ruhiger geworden und mehr Sachlichkeit in die hitzige Debatte gekommen. Natürlich fahren viele Thüringer auch heute noch mit einem Taxi. Gerade in den ländlichen Regionen – und die dominieren bekanntlich in Thüringen – bleibt den Einwohnern auch keine große Alternative zum eigenen Auto.
Doch schon in den größeren Städten sieht das anders aus. Da beklagen die Taxibetriebe Umsatzverluste in Größenordnungen, weil der öffentlich subventionierte Nahverkehr per Bus oder Straßenbahn den Taxis potenzielle Fahrgäste abringt.
Dennoch hat das Gros der Unternehmen im Taxigewerbe in Thüringen, allen Befürchtungen zum Trotz, auch mit Mindestlohn nicht aufgeben müssen. Die Mehrkosten hätten Arbeitsplätze gekostet, erklären die Unternehmer und sicherlich auch Fahrgäste.
Die will man nicht verprellen, aber eine weitere Anhebung des Mindestlohnes müssten die Unternehmer an ihre Kunden weitergeben. Die Balance zu finden, welche Preise auskömmlich sind, um den Bestand der Firma nicht zu riskieren und welche Preise von den Fahrgästen gerade noch akzeptiert werden, falle schwer, räumen die Unternehmer ein.
Genau zu dieser Gratwanderung aber wird ein veränderter Mindestlohn die Firmeninhaber in den nächsten Monaten allerdings erneut zwingen.