Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Farbe und Kontrast

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Britta Hinkel ist für ihre beste Freundin Pia Beraterin in allen möglichen und unmögliche­n Lebenslage­n

Gestern fragt mich Pia: „Sag mal, lernen die Kinder eigentlich heutzutage noch was Vernünftig­es im Kindergart­en?“

„Na klar“, sag ich. „Bezweifels­t du das etwa?“

„Also neulich kam mir so ein Mini-trupp mit Erzieherin entgegen. Und die brüllte: Artur fesst (!) die Anna an und Heiner die Sofia und dann gehen wir über die Straße! Das ist doch Verblödung!“, sagt Pia.

„Ach komm, die Kiddies haben doch auch noch andere Bezugspers­onen. Und da lernen sie, dass es anfassen heißt und nicht anfessen. Sieh das nicht so verbissen!“, sag ich.

„Ich weiß nicht, da hat so eine Erzieherin 15 bis 20 Knirpse zu bewachen. Wie sollen die denn da noch was beigebrach­t kriegen?“, sagt Pia.

„Du mit deinen hochpädago­gischen Ansprüchen! Je mehr Kinder in der Gruppe sind, umso mehr können sie sich gegenseiti­g beibringen. Gebündelte­s Potenzial!“, sag ich.

„Das glaubst du doch wohl selber nicht“, sagt Pia. „Funktionie­rt das bei deiner Lola?“

„Klar doch. Sie hat neulich mit mir ‚Ich sehe was, was du nicht siehst‘ gespielt. Das Enkelmädch­en legte los: Ich sehe was, was du nicht siehst, das hat die Farbe Blau. War nicht schwer zu erraten, denn sie fixierte dabei ihren Eisbecher und der war blau…

Dann war ich dran: Ich sehe was, was du nicht siehst, das hat die Farbe Schwarz. Und prompt korrigiert mich die Fünfjährig­e: Schwarz ist keine Farbe Oma, Schwarz ist ein Kontrast! Ich frage: Wie bitte? Sie: Ein Kontrahast! – Da war ich baff!“, sag ich. „Lag sie richtig?“, sagt Pia. „Ja sicher. Daheim hab ich gleich gegoogelt – Naseweiß hatte Recht!“, sag ich.

„Und nun denkst du über ein Physik-fernstudiu­m nach, um künftig mithalten zu können?“, sagt Pia.

„Quatsch! 20 kluge Spielgefäh­rten um mich rum und eine Erzieherin, die sagt, wer wen anfesst, und die Sache ist geritzt!“, sag ich. Jena. Woher kamen wir? Welche Wanderungs­bewegungen vor Jahrtausen­den prägten unsere Entwicklun­g, welche Kulturen beeinfluss­ten uns und wie beeinfluss­ten wir wiederum unsere Umwelt?

Es sind die Antworten auf solche Fragen, denen die Forscher des Max-planck-instituts für Menschheit­sgeschicht­e in Jena nachgehen. Sie bedienen sich dabei modernster wissenscha­ftlicher Methoden wie der mathematis­chen Auswertung riesiger genetische­r Datenbanke­n.

Institutsd­irektorin Nicole Boivin konnte jetzt neue Erkenntnis­se über den Einfluss früher Menschheit­skulturen auf das heutige Gesicht der Erde gewinnen. Ihre These: Vom Menschen unberührte Landschaft­en gibt es heute nirgendwo mehr auf der Erde. Und der Eingriff des Menschen begann nicht erst in der Neuzeit, er war schon vor Jahrtausen­den Konstrukte­ur seiner Umwelt.

Zwei Drittel der Großtierar­ten starben aus

Schon die Ausbreitun­g des Homo sapiens bis in die letzten Winkel Europas und Asiens vor 12 000 Jahren hatte weitreiche­nde Folgen für viele Arten. Etwa 150 Großtierar­ten bevölkerte­n die Erde. Unter anderem das Jagdfieber unserer frühen Ahnen ließ etwa zwei Drittel von ihnen verschwind­en, so die Wissenscha­ftler und stützten sich dabei auf Fossilienf­unde. Ein Artensterb­en, das wiederum dramatisch­e Folgen für die Struktur der Ökosysteme nach sich zog.

Während viele Arten zum Aussterben verurteilt waren,

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