Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Meinungsfreudig und kontrovers: 6000 Bürger kamen in den Landtag
Zum Tag der offenen Tür des Thüringer Parlaments gab es nicht nur Bratwurst: Es wurde vor allem diskutiert
Erfurt. Auch ein Tag der offenen Tür im Landtag verdient einen kleinen Eklat. Dies meinte offenkundig am Samstag Hartmut Balzke aus Zeulenroda – und stellte sich im T-shirt mit der Aufschrift „Staasi raus aus diesem Haus!“vor die Bühne, auf der gerade Parlamentspräsident Christian Carius (CDU) und Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) das Fest eröffneten.
„Es ärgert mich bis heute, dass hier im Parlament immer noch Stasispitzel drinsitzen“, sagte er, der nicht das erste Mal derart auf sich und sein Anliegen aufmerksam machte. Dabei hat er gar nicht unbedingt etwas gegen die Linke, von denen zwei Abgeordneten einst für Stasi oder politische Polizei arbeiteten. „Ich finde, Ramelow ist bisher der beste Ministerpräsident in Thüringen“, sagte Balzke. Er habe es aber bis jetzt nicht geschafft, diese zwei Abgeordneten aus der Fraktion zu verweisen.
Bier, Bratwurst und rote Brause
„Lassen sie uns doch über bessere Ideen streiten“, erklärte Ramelow von der Bühne aus und begab sich danach mit Carius auf eine Tour entlang der Informationsstände. Vor dem Haupteingang standen derweil die Abgeordneten an ihren Fraktionsständen den Besuchern für Rede und Antwort bereit.
Auch viele jüngere Gäste fanden in die Erfurter Jürgen-fuchsstraße 1. „Ich interessiere mich sehr für den Landtag“, sagte etwa die zwölfjährige Gymnasiastin Anastasia, die mit ihrer Mutter unterwegs war. „Dann kann ich meinen Klassenkameraden von der Politik erzählen“.
Natürlich gab es auch Bratwurst und Bier – und bei der Linke-fraktion rote Brause. Die Grünen lockten mit einem Kicker zu ihrem Stand, während die Cdu-fraktion auf die Anziehungskraft eines Puppentheaters setzte.
Wie jedes Jahr Führungen bot der Landtag Führungen an, darunter auch für Kinder und Jugendliche. Am Nachmittag diskutierten in mehreren Foren Fachpolitiker über Innen- oder Energiepolitik. Die Debatten, stellte Carius fest, seien zum Teil ziemlich meinungsfreudig und kontrovers verlaufen. Doch dies aus seiner Sicht nur zu begrüßen, weil: „So geht Bürgerdialog.“ Auch dank des stabilen Wetters zählte die Landtagsverwaltung um die 6000 Besucher – die auch mit Gästen aus Litauen, Mordowien, Kaliningrad und Tirol ins Gespräch kamen.