Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Fünf Stunden sind nicht genug
Sebastian Helbing über einen Nachteil für Thüringens Bäcker
Zum Glück ist meine Bäckerei, bei der ich sonntags meine Brötchen hole, ein Café. Naja, eigentlich ist es eine Bäckerei mit Café-betrieb, so kleinlich sollte man nicht sehen. Oder doch?
Lieber schon. Denn die traditionellen Bäckereien dürfen nach dem Thüringer Ladenöffnungsgesetz anders als etwa Tankstellen mit Backwarenverkauf an Sonntagen nur fünf Stunden Brot, Brötchen oder Kuchen verkaufen, sagte Landesinnungsmeister Lutz Koscielsky bei der Mitgliederversammlung der Bäckerinnung in Weimar. Er nennt das verständlicherweise einen „klaren Wettbewerbsnachteil“. Und drängt deswegen auch auf eine Neuregelung bei Ladenöffnungen an Sonntagen für traditionelle Bäckereien.
Es ist nicht der einzige Grund, wieso die Zahl der Bäckereien in Thüringen in den vergangenen Jahren zurück ging. Gerade einmal 443 waren es zu Jahresbeginn noch. Ein Jahr zuvor zählte man noch 21 mehr. Liegt es an den vielen Nächten, in denen man arbeiten muss? An der Nachfrage nach frisch Gebackenem kann’s nicht liegen, dafür ist die Schlange vor meinem Bäcker am Wochenende immer viel zu lang.
Wenn selbst der Ministerpräsident sagt, „die Fünf-stundenregelung kommt aus einer anderen Zeit“, dann ist es wirklich an der Zeit etwas zu tun.
Bis Rot-rot-grün das Ladenschlussgesetz entsprechend geändert hat, werde ich sonntags meine Brötchen bei meinem Lieblingsbäcker in Weimar holen. Gern auch nach 13 Uhr.