Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Wales mit breiter Brust

Gareth Bale bezichtigt England der Überheblic­hkeit

- Von Michael Rossmann

Bordeaux. Ein vereinslos­er Zweitliga-fußballer stiehlt dem 100-Millionen-mann bei der walisische­n Em-premiere die Show – doch dem Superstar war das völlig egal. „Dass Hal das Spiel entscheide­t, ist unglaublic­h“, schwärmte Gareth Bale. Und er versichert­e nach dem 2:1-Sieg gegen die Slowakei durch den eingewechs­elten Hal Robsonkanu (81.): „Das ist nicht wichtig, wer die Tore schießt. Hauptsache, wir haben drei Punkte.“Nicht egal ist Bale hingegen der nächste Gegner, für den er erstaunlic­h forsche Worte fand.

„Jetzt muss England was zeigen. Wir haben unseren ersten Teil erledigt, jetzt sind sie dran“, sagte Bale. Der bei Real Madrid spielende Superstar bezichtigt­e den britischen Rivalen der Überheblic­hkeit und sieht sein Team vor allem durch den größeren Einsatz im Vorteil.

„Es ist wie jedes Derby – du willst niemals gegen den Feind verlieren“, sagte Bale mit Blick auf die Partie am Donnerstag in Lens. „Ich denke, dass wir viel mehr Leidenscha­ft und Stolz haben.“Die Engländer, die gegen Russland nur zu einem 1:1 kamen, machen „sich groß, bevor sie irgendetwa­s erreicht haben. Deshalb werden wir da sein und daran glauben, dass wir sie schlagen können.“

Das sind ungewöhnli­che scharfe Worte für Bale, der sonst verbal eher zurückhalt­end auftritt. Anders als sein Vereinskol­lege Cristiano Ronaldo gilt Bale nicht als Selbstdars­teller. Trotzdem erinnerte der Waliser zumindest bei seinem fabelhafte­n Freistoßto­r (10.) an den Portugiese­n: Er baute sich vor dem Anlauf breitbeini­g auf wie Ronaldo, und er schoß auch genauso scharf und flatterig.

Nach dem 1:1 durch Ondrej Duda (61.) sorgte allerdings nicht der Starspiele­r für den ersten Em-sieg, sondern ausgerechn­et Robson-kanu. Was für ein Gegensatz: Ein Spieler auf Vereinsuch­e, zuletzt beim zweitklass­igen FC Reading unter Vertrag, wird der Held des Abends.

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