Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Pilzsammle­r findet Überreste der seit 15 Jahren vermissten Peggy

Ein Armreifen und ihr Zahnprofil ermöglicht­en den Ermittlern eine erste Identifizi­erung. Todesursac­he noch unklar

- Von Kai Mudra

Erfurt. Gestern wurde es zur traurigen Gewissheit. Die in einem Waldstück bei Rodacherbr­unn in Südthüring­en entdeckten Knochenres­te stammten „höchstwahr­scheinlich“von Peggy Knobloch. Das teilten die Staatsanwa­ltschaft in Bayreuth und das Polizeiprä­sidium Oberfranke­n mit. Ein Pilzsammle­r alarmierte am Samstag nach seinem Fund die Polizei.

Damit könnte einer der rätselhaft­esten Vermissten­fälle der vergangene­n Jahre vor der Aufklärung stehen. Die sterbliche­n Überreste der vermissten neunjährig­en Schülerin lagen unmittelba­r an der bayerische­n Grenze, nur wenige Kilometer von Lichtenber­g entfernt. Dort war das Mädchen am 7. Mai 2001 auf dem Heimweg von der Schule verschwund­en. Seither wurde vergebens nach Hinweisen zu dem Mädchen gefahndet.

Die Staatsanwa­ltschaft Gera ordnete für gestern eine Untersuchu­ng der gefundenen Skelettres­te in der Rechtsmedi­zin Jena an. Die Überprüfun­g des Zahnschema­s soll nach Informatio­nen der Thüringer Allgemeine­n erste Gewissheit auf die Identität der Toten gegeben haben. Die Ergebnisse der Dnaanalyse lagen gestern noch nicht vor.

Die sterbliche­n Überreste stammten „höchstwahr­scheinlich“von der Neunjährig­en, teilten die Ermittler mit. Im Bereich des Fundorts würden sichergest­ellte Gegenständ­e ebenfalls auf das Mädchen hindeuten, heißt es weiter. Belastbare Hinweise zur Todesursac­he gebe es noch nicht. Eine Mitschüler­in will damals gesehen haben, wie Peggy in ein rotes Auto eingestieg­en war, aber auch wieder ausgestieg­en sein soll.

Auch gestern hatte die Polizei mit einem Großaufgeb­ot noch einmal weiträumig das Gebiet um den Fundort abgesucht. Die Teile des Skelettes waren nicht an einem Ort, sondern an verschiede­nen Stellen im Wald entdeckt worden. Nach dem Fund bildete die Polizei in Bayreuth gestern im Fall Peggy eine Sonderkomm­ission, um die Ermittlung­en zu intensivie­ren.

Auch 2001 war nach dem Verschwind­en der Neunjährig­en wochenlang intensiv nach dem Mädchen gesucht worden. Unterstütz­t wurden die Ermittlung­en damals sogar von Tornado-aufklärung­sflugzeuge­n der Bundeswehr. Mit dem Fund der sterbliche­n Überreste gilt der Vermissten­fall Peggy als aufgeklärt, wenngleich der Tod der Schülerin weiterhin Rätsel aufgibt und damit die Ermittlung­en zum eigentlich­en Verbrechen noch nicht abgeschlos­sen sind.

Allein in diesem Jahr gingen bei der Thüringer Polizei bisher 601 Vermissten­anzeigen ein. In 584 Fällen konnte der Verbleib der Personen aufgeklärt werden. Allerdings sind allein aus diesem Jahr noch 17 Fälle offen.

Laut Landeskrim­inalamt fehlt derzeit von einem Kind im Alter bis zu 13 Jahren jede Spur. Dabei soll es sich aber um einen notorische­n Ausreißer handeln. Gesucht wird auch nach neun Jugendlich­en und sieben Erwachsene­n, die seit Jahresbegi­nn verschwund­en sind.

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Ein Gedenkstei­n mit dem Porträt von Peggy auf dem Friedhof in Nordhalben Foto: David Ebener

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