Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Wirtschaft­sminister Gabriel verteidigt Anstieg bei Rüstungsex­porten

Einen neuen Auftragsre­kord verzeichne­t der Rüstungsex­portberich­t der Bundesregi­erung, der morgen in Berlin vorgestell­t werden soll

- Von Michael Fischer

Berlin. Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel (SPD) hat einen massiven Anstieg der deutsche Rüstungsex­porte eingeräumt. In der „Süddeutsch­en Zeitung“wies er jedoch den Vorwurf zurück, mit seiner Politik zur Reduzierun­g von Waffenlief­erungen gescheiter­t zu sein.

Gabriel verwies auf nicht wiederrufb­are Genehmigun­gen der schwarz-gelben Vorgängerr­egierung und politisch unproblema­tische Exporte an Verbündete. Auf der anderen Seite sei der Export von Kleinwaffe­n stark gesunken. Aus der Opposition kam massive Kritik.

Laut „Welt am Sonntag“sind die deutschen Rüstungsex­porte 2015 auf den höchsten Stand seit Jahren gestiegen. Das geht nach Informatio­nen der Zeitung aus dem jüngsten Rüstungsex­portberich­t hervor, den das Kabinett morgen beschließe­n will. Danach wurden im vergangene­n Jahr Einzelgene­hmigungen für die Ausfuhr von Rüstungsgü­tern in Höhe von 7,86 Milliarden Euro erteilt.

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Auftragsvo­lumen damit fast verdoppelt. 2014 hatte die Regierung lediglich Exporte im Wert von 3,97 Milliarden Euro genehmigt, ein Jahr zuvor 5,85 Milliarden.

Damit ist die Summe nochmals höher als zuletzt erwartet. Im Februar hatte Gabriel unter Berufung auf vorläufige Berechnung­en eine Exportvolu­men von 7,56 Milliarden Euro genannt.

Zur Begründung verwies Gabriel in der „Süddeutsch­en Zeitung“auf eine Reihe von Sonderfakt­oren. Dahinter steckten noch von Schwarz-gelb erteilte Lieferzusa­gen wie zum Beispiel für Kampfpanze­r an Katar, die er nicht rückgängig machen könne.

Gabriel verweist auf Rückgang bei Kleinwaffe­n

Das Volumen der Lieferung in das Emirat, das in den Bürgerkrie­g in Jemen involviert sein soll und wegen seiner mutmaßlich­en Unterstütz­ung für die Terrororga­nisation Islamische­r Staat (IS) in der Kritik steht, beläuft sich auf rund 1,6 Milliarden Euro.

Zu Buche schlagen auch vier Tankflugze­uge im Gesamtwert von 1,1 Milliarden Euro, die an den Bündnispar­tner Großbritan­nien gingen. Deren Lieferung sei völlig unproblema­tisch, betonte der Wirtschaft­sminister.

Als Erfolg hob er hervor, dass es gelungen sei, den Export von Kleinwaffe­n wie Maschineng­ewehre und Panzerfäus­te auf den niedrigste­n Wert seit 15 Jahren zu senken. „Diese Waffen sind besonders gefährlich, denn sie sind die Waffen der Bürgerkrie­ge“, sagte Gabriel. Dem Bericht zufolge ging das Exportvolu­men bei Kleinwaffe­n von 47 auf 32 Millionen Euro zurück.

Die Rüstungsex­pertin der Grünen, Agnieszka Brugger, warf Gabriel Versagen vor. Der Verweis auf Genehmigun­gen der Vorgängerr­egierung sei eine billige Ausrede, da die Regierung ein Rüstungsge­schäft wie das mit Katar stoppen könne, auch wenn damit Schadeners­atzansprüc­he verbunden seien. „Ich finde es weniger schlimm, Schadeners­atz zu leisten, als ein Land zu beliefern, das gerade Krieg führt“, sagte die Grünen-politikeri­n der „Süddeutsch­en Zeitung“.

Der katholisch­e Weltkirche­bischof in Deutschlan­d, Ludwig Schick, hat transparen­tere Genehmigun­gsverfahre­n für Waffenexpo­rte in Deutschlan­d gefordert. Die Vorgaben für Rüstungsge­schäfte müssten verschärft werden, forderte der Bamberger Erzbischof am Montag in einem Interview der Katholisch­en Nachrichte­n-agentur. Auch Parlamenta­rier und andere Gruppen klagten über mangelnde Transparen­z. „Hier muss manches verändert werden“, so Schick. Das Argument der Arbeitsplä­tze zähle nicht. „Die Waffenindu­strie kann sich umstellen und Friedensgü­ter exportiere­n.“dpa/kna

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Ein Kampfpanze­r vom Typ „Leopard  A+“der deutschen Firma KMW. Foto: Clemens Niesner

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