Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Nicht genügend Konsequenz

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Christian Kerl zu den weiter gewachsene­n Waffenexpo­rten

Auf den ersten Blick ist das wirklich peinlich für den Wirtschaft­sminister. Zu Beginn seiner Amtszeit hat Sigmar Gabriel einen deutlich strengeren Kurs beim Export deutscher Waffen angekündig­t. Dass wir zu den größten Rüstungsex­porteuren gehörten, sei „eine Schande“.

Nun das: Die deutschen Waffenexpo­rte sind im Vorjahr auf Rekordnive­au gestiegen. Eine Steilvorla­ge für die Opposition, die dem Spd-politiker Versagen vorwirft.

Aber so einfach ist es nicht. Der Minister hat anfangs überhöhte Erwartunge­n geweckt, aber der Regierungs­bericht ist keine Bilanz des Scheiterns. Ein Glanzstück allerdings auch nicht.

Nicht jeder Waffenexpo­rt ist ein Skandal, die Gesamtsumm­e sagt wenig aus. Gabriel hat schon recht, wenn er auf Sonderfakt­oren wie die teuren, aber unstrittig­en U-boot-lieferunge­n nach Israel verweist. Das Geschäft mit den besonders problemati­schen Kleinwaffe­n, die für die meisten Todesopfer in internatio­nalen Konflikten verantwort­lich sind, hat Gabriel immerhin massiv eingeschrä­nkt. Gut so. Aber nicht gut genug.

Der Minister muss sich fragen lassen, warum er bei den bedenklich­en Exporten in Drittstaat­en, die keine Verbündete­n sind, nicht stärker auf die Bremse tritt. Vor allem die Bereitscha­ft der Regierung, sich weiter an der Aufrüstung der Golfstaate­n zu beteiligen, ist fragwürdig. Gabriel beruft sich auf die Vorgängerr­egierung, doch ob er wirklich keine Handhabe gehabt hätte, das Geschäft zu stoppen, ist unter Experten strittig.

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