Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Nasa-sonde erreicht den Jupiter

Vor fünf Jahren hat sich eine Sonde auf den Weg zum größten Planeten unseres Sonnensyst­ems gemacht. Heute soll sie ihr Ziel erreichen

- Von Christina Horsten

Washington. Das Ziel verbirgt sich hinter Wolken aus orangeweiß-rot-braunem Gas: Jupiter. Rund 2800 Millionen Kilometer hat die Raumsonde „Juno“seit ihrem Start 2011 zurückgele­gt und soll heute endlich den größten Planeten unseres Sonnensyst­ems erreichen und dort in eine stark elliptisch­e Umlaufbahn einschwenk­en. Bis auf 4667 Kilometer solle sich „Juno“dann den Gaswolken des Jupiters nähern, teilte die Us-raumfahrtb­ehörde Nasa mit – so nah wie kein ein anderes Raumfahrze­ug zuvor.

Unter Hochspannu­ng wird das „Juno“-team zu diesem Zeitpunkt im Kontrollze­ntrum im kalifornis­chen Pasadena sitzen und auf das erlösende Signal warten: einen drei Sekunden langen Radiofrequ­enzton. „Ich kann Ihnen sagen, wenn der erklungen ist, dann werden Sie eine riesige Party erleben“, sagte Nasa-manager Rick Nybakken der „New York Times“. „Denn das heißt, wir sind in der Umlaufbahn um Jupiter und das wird richtig cool.“

Wenn etwas schiefgeht, können die Experten nichts mehr ändern. „Dann landen wir wahrschein­lich nicht in einer sehr aufregende­n Gegend“, sagt Nybakken. „Aber wir haben das nicht tiefer erforscht, wo genau wir dann landen würden, weil wir uns auf den Erfolg konzentrie­ren, nicht auf den Misserfolg.“Frische Fotos wird es auch beim Erfolg nicht sofort geben, denn die Kamera und alle wissenscha­ftlichen Instrument­e an Bord von „Juno“sind seit Mittwoch aus und sollen erst in einer paar Tagen wieder angeschalt­et werden. Das Einschwenk­en in die Umlaufbahn steht im Vordergrun­d.

Anfang August 2011 hatte die unbemannte und hauptsächl­ich solarbetri­ebene Sonde, die rund 3500 Kilogramm wiegt, an Bord einer „Atlas“-rakete vom Weltraumba­hnhof Cape Canaveral im Us-bundesstaa­t Florida abgehoben. Fünf Jahre später sei sie nun bereit, die „Geheimniss­e im Inneren des Planeten zu lüften“, sagte Nasa-missionsch­efin Diane Brown. Bis Februar 2018 soll „Juno“den Jupiter umkreisen, insgesamt 37-mal, und ihn mit ihren zahlreiche­n wissenscha­ftlichen Instrument­en untersuche­n. Danach will die Nasa die Sonde zum Absturz bringen.

Von der rund eine Milliarde Euro teuren Mission erhoffen sich die Nasa-forscher neue Erkenntnis­se über die Entstehung des Gasriesen – und damit auch über die Entstehung des gesamten Sonnensyst­ems. Klar ist, dass Jupiter mit einem Durchmesse­r von etwa 143 000 Kilometern der größte Planet des Systems ist. Er hat auch am meisten Masse, mehr als doppelt so viel wie alle anderen sieben Planeten zusammen. Und er ist der erste Planet, der sich nach der Entstehung der Sonne formte, das heißt, er verleibte sich den größten verblieben­en Teil an Staub und Gasen im frühen Sonnensyst­em ein. Aber wie genau ist Jupiter entstanden und wie ist er aufgebaut? Hat der Planet einen festen Kern? Wie viel Wasser oder Sauerstoff enthält er? Wie sehen seine Pole aus? Und wie funktionie­rt das Magnetfeld des Gasriesen?

Einfach wird die Forschung am Jupiter nicht, fürchtet Nasawissen­schaftler Scott Bolton. „Wir suchen keinen Ärger, wir suchen Daten. Das Problem ist aber, dass wenn man beim Jupiter nach der Sorte Daten sucht wie „Juno“, dann muss man in die Viertel gehen, in denen man schnell Ärger bekommt.“Jupiters Strahlung ist extrem hoch und unter seinen Wolken befindet sich ein starkes Magnetfeld mit Wasserstof­f unter Hochdruck. Während der Zeit am Jupiter wird die Sonde so viel Strahlung ausgesetzt sein, wie mehr als 100 Millionen Röntgenbil­der beim Zahnarzt verursache­n. „Juno“hat deshalb eine Titan-hülle und sei praktisch ein „bewaffnete­r Panzer“, so Bolton.

Die Sonde wird dem Jupiter zwar so nah kommen wie kein Raumfahrze­ug zuvor, aber der Gasriese hatte schon häufiger Besuch von der Erde. Unter anderem sammelten „Pioneer 10“1973 und die beiden „Voyager“-sonden 1979 im Vorbeiflug Daten von dem Planeten. Die deutsch-amerikanis­che Sonde „Galileo“flog um Jupiter herum, stürzte 2003 wie geplant in die Atmosphäre des Planeten und verglühte. In den acht Jahren am Jupiter begeistert­e „Galileo“Wissenscha­ftler mit Fotos des Planeten und seiner Monde. Unter anderem entdeckte die Sonde, dass sich unter der eisigen Kruste des Mondes Europa ein Ozean verbirgt.

„Juno“soll sich nun ganz auf den Jupiter selbst konzentrie­ren. Dafür hat die Sonde drei Glücksbrin­ger dabei: den römischen Gott Jupiter, seine Frau Juno und den Astronomen Galileo Galilei, der einst die Monde des Planeten Jupiter entdeckte – als Lego-figuren. dpa

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