Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Niederländ­ische Stadt will Ehe-kurse zur Pflicht machen

So soll die hohe Scheidungs­rate in Amersfoort gesenkt werden

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Den Haag. Vathorst liegt am äußersten Nordrand, wo die Stadt in die weite Landschaft übergeht. Der Stadtteil ist beliebt bei jungen Familien. Doch Vathorst, das zur Stadt Amersfoort gehört, ist auch das Viertel mit einer der höchsten Scheidungs­raten in den Niederland­en. Statistisc­h geht hier jede zweite Ehe innerhalb von fünf Jahren in die Brüche. Nun beschäftig­t sich die Politik mit dem Problem: Der Stadtrat will junge Familien zu einem Ehe-kurs verpflicht­en.

„Der Staat ist nicht verantwort­lich fürs individuel­le Eheglück“, sagt Ron van der Spoel von der christlich­en Partei „Christen Unie“. Er sei jedoch sehr wohl verantwort­lich für das Wohl von Kindern. „Eine Scheidung ist für Kinder eine traumatisc­he Erfahrung“, sagt van der Spoel, der lange Pfarrer war und jetzt im Stadtrat sitzt. Er hat den Vorschlag eingebrach­t und treibt ihn nun voran. Zudem seien Scheidunge­n ein hoher Kostenfakt­or für die Gesamtgese­llschaft – zum Beispiel, weil sich von Justiz über Kinderhilf­swerke bis zu Arbeitsämt­ern viele staatliche Einrichtun­gen damit beschäftig­en müssen.

Die Scheidungs­rate sei in Vathorst deshalb so hoch, weil dort die meisten ersten Kinder geboren werden, bestätigt auch Cbsstatist­iker Jan Latten. Das erste Kind sei ein großes Risiko für Partnersch­aften.

Die Lösung dafür: Paare, die ein Kind erwarten, sollen einen Beziehungs-kurs besuchen. Ein chwangersc­haftsvorbe­reitungsku­rs ist bereits verpflicht­end. Dabei klärt eine Hebamme über medizinisc­he und körperlich­e Vorbereitu­ngen auf die Geburt auf. In Zukunft soll auch ein Beziehungs­therapeut eingeschal­tet werden.

Im Sommer beginnt das Projekt zunächst in zwei Stadtteile­n von Amersfoort. Die „Christen Unie“arbeitet aber bereits daran, die Paar-workshops im ganzen Land einzuführe­n.

Und in Zukunft will van der Spoel auch die Kirchen einbeziehe­n. Bei den Gesprächen, die Paare vor der Taufe eines Kindes mit ihrem Pfarrer führen, könnten auch Eheproblem­e angesproch­en werden.

Auch landesweit­e Einführung geplant

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