Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Pflegeheim-anbau in Werther nimmt weitere Hürde
Gemeinderat machte trotz allen Protests den Weg für ein Bebauungsplanverfahren frei. Weidt plant zweites E-mobil
Werther. Eine Welle der Empörung war vor Wochen durch Werther geschwappt, nachdem bekannt geworden war, dass das Pflegeheim um 15 Plätze erweitert werden soll. Knapp 500 Unterschriften wurden gesammelt, man sorgte sich um den Erhalt des Schlossparks, um die stattlichen Bäume darin.
Dennoch: Mehrheitlich hat der Gemeinderat nun beschlossen, dass ein Bebauungsplan für den geplanten Anbau aufgestellt wird. Bürgermeister Hans-jürgen Weidt (pl) betont, dass durch das nun startende Planverfahren die Öffentlichkeit beteiligt wird: Die Denkmal- wie die Naturschutzbehörde werden beispielsweise um Stellungnahme gebeten, jeder Betroffene kann Einsprüche benennen. Wird nichts Gravierendes vorgebracht, sei gut möglich, dass ein Beschluss zum Bebauungsplan schon im Herbst gefasst Hans-jürgen Weidt, Bürgermeister von Werther, zum Bebauungsplanverfahren für den Pflegeheimanbau
wird, sagt Bürgermeister Hansjürgen Weidt. Nach seinen Worten müssten für den Anbau lediglich zwei Birken gefällt werden, die ohnehin schon beschädigt seien. Die alten wertvollen Baumbestände indes würden unangetastet bleiben.
Der Investor Nick Bröder hatte Mitte Mai seine Ideen öffentlich vorgestellt. 440 Quadratmeter könnte der Neubau, ein zweistöckiger Flachbau, demnach
einnehmen. Das entspräche 8,4 Prozent der Fläche des 5238 Quadratmeter großen Parks.
In Sachen „Werther mobil“soll weiter aufgerüstet werden: Die Gemeinde will ein zweites Elektroauto anschaffen, weil das Erste fürs Carsharing kaum noch zur Verfügung stehe: „Durch den guten Zugriff auf den Fahrdienst“, erklärte Weidt. Ehrenamtliche Fahrer aus den Ortsteilen sitzen am Steuer des Renault Kangoo, kutschieren gerade ältere Menschen zum Arzt, zum Einkaufen, zur Grabpflege auf den Friedhof.
Ab Anfang August, so das Ziel, soll ein neuer Renault Zoe an der Gemeindeverwaltung bereitstehen für Leute, die ihn mieten wollen. Reichweite: 240 Kilometer. Dank des Doppelsolarcarports mit zwei Ladestationen sei die Stromversorgung für das Auto kein Problem, meinte der Bürgermeister. Für wie viel Geld der Renault zu mieten ist, sei noch offen. Man wolle jedenfalls von der reinen Abrechnung der gefahrenen Kilometer abrücken. Denn manch einer habe das Auto zwar den ganzen Tag gemietet, sei aber nur fünf Kilometer gefahren.
Das Auto kostet etwa 20 000 Euro, 75 Prozent davon soll das Land tragen: „Wir erwarten in den nächsten ein, zwei Monaten den Zuwendungsbescheid“, so Weidt. Die Fachhochschule Erfurt will das Carsharing-projekt im ländlichen Raum über mindestens ein Jahr wissenschaftlich begleiten. Ein Viertel der Anschaffungskosten, also etwa 5000 Euro, muss die Gemeinde selbst aufbringen. Auch das dürfte ein Kraftakt sein, ist Werther doch in der Haushaltskonsolidierung, war man erst jüngst zur massiven Steuererhöhung gezwungen (wir berichten).
Immerhin: Die Kommunalaufsicht hat den jüngst beschlossenen Haushalt genehmigt.
„Die Öffentlichkeit wird nun umfassend beteiligt.“