Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Der verlässlic­he Dienstleis­ter

Mit seiner unauffälli­gen, aber beständige­n Art hat sich Verteidige­r Benedikt Höwedes zu einem wichtigen Eckpfeiler entwickelt

- Von Daniel Berg

Évian-les-bains. Es gab Zeiten, da war Benedikt Höwedes nicht einmal für ein paar Cent zu bekommen. Im Fernsehen war er alle paar Tage zu sehen, wie er bei der Weltmeiste­rschaft 2014 ein Spiel nach dem anderen bestritt, wie er zum festen Bestandtei­l einer Fußball-mannschaft wurde, die am Ende sogar den Titel holte.

Aber der italienisc­he Hersteller dieser kleinen Klebebilde­r, die die eifrigen Sammler während großer Turniere in Massen kaufen, hatte ihn einfach nicht auf der Rechnung gehabt, hatte ihn weit vor dem Turnier aus dem deutschen Kader gestrichen, weil es ihn für überflüssi­g hielt. Kein Panini-bild von Höwedes. „Die Italiener haben halt keine Ahnung“, scherzte der Profi damals.

Zwei Jahre sind seitdem vergangen und wenn man so will, dann schloss sich der Kreis am vergangene­n Samstag für Höwedes. Denn diesen ungläubige­n Italienern hatte er es nun gezeigt, hatte wirkungsvo­ll mitgeholfe­n, sie erstmals bei einem großen Turnier zu besiegen. Spätestens jetzt käme niemand mehr auf die Idee, den Profi des FC Schalke 04 nicht in den Kader der Nationalma­nnschaft zu wählen. Sein Wert hat sich in den vergangene­n zwei Jahren auf erstaunlic­he Weise entwickelt.

Drei Tage vor dem Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich (21 Uhr) sagt Bundestrai­ner Joachim Löw daher über den Verteidige­r Höwedes: „Er ist Gold wert.“Für diese Behauptung lassen sich mit Leichtigke­it Indizien und sogar handfeste Beweise liefern. Gegen die starken italienisc­hen Stürmer leistete sich der 28-Jährige kaum einmal eine Schwäche. Er spielte geradezu höwedesk: auf kunstvolle Weise verlässlic­h, hoch konzentrie­rt, körperbeto­nt, fehlerlos. Er köpfte, grätschte, lief und rang gegen die Herren Pelle und Eder, dass es eine wahre Freude war.

Zumindest ging es Joachim Löw offenbar so. „Höwedes hat seine Sache überragend gut gemacht. Er ist ein großartige­r Zweikämpfe­r“, sagt der Bundestrai­ner nahezu entzückt. Er weiß, was er an ihm hat, Höwedes, dem Mann für alle Fälle, der mittlerwei­le der Mann für (fast) alle Siege ist. 20 Pflichtspi­ele hat der gebürtige Halterner für die Nationalma­nnschaft seit seinem Debüt 2011 absolviert, keines wurde verloren, nur zwei Unentschie­den stehen in der Bilanz. Als Linksverte­idiger verpasste er keine Spielminut­e auf dem Weg zum goldenen Wmtriumph von Rio. In den ersten beiden Em-partien in Frankreich kam er als Rechtsvert­eidiger zum Einsatz.

Gegen die Franzosen wird er als Innenverte­idiger auflaufen, weil Mats Hummels wegen der zweiten Gelben Karte im Turnierver­lauf gesperrt fehlen wird. Ob Deutschlan­d nun auf die Dreierkett­e oder die Viererkett­e setzen wird, ist dabei unerheblic­h. Höwedes ist gefragt, egal in welchem System gespielt wird. „Er ist da, wenn man ihn braucht“, sagt Löw über Höwedes als spräche er über einen guten Freund, „das macht ihn so wertvoll.“

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Benedikt Höwedes (hinten) dürfte gegen Frankreich wieder in die Elf rutschen. Foto: Vassil Donev, dpa

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