Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Offerten für Gomez

-

Kai Schiller über den Stürmer und sein Verletzung­spech

Journalist­en sind sachlich, natürlich. Immer unvoreinge­nommen. Und selbstvers­tändlich objektiv.

Stimmt natürlich nicht. Zumindest nicht immer. Denn selbst der beste Journalist hat seine Emotionen nicht immer im Griff. Der eine jubelt überschwän­glich auf der Pressetrib­üne (peinlich). Der andere bittet in der Mixedzone um ein Selfie (oberpeinli­ch). Und der dritte hat Mitleid, wenn sich ein Fußballer vor einem wichtigen Spiel verletzt.

An dieser Stelle muss ich zugeben: ich bin der dritte. Denn dass Mario Gomez, der sich nach der verpassten WM wieder in die Nationalma­nnschaft zurückgekä­mpft hat, nun ausgerechn­et vor dem Halbfinale ausfällt, tut mir irgendwie richtig leid. Mit mittlerwei­le 14 (!) Bänderriss­en kenne ich das Gefühl, ein Spiel zu verpassen, auch wenn der mit Abstand größte Erfolg meiner Spielerkar­riere darin bestand, das entscheide­nde Tor für DUWO 08 zum Aufstieg von der 9. in die 8. Liga zu schießen.

Mario Gomez hat zwei Tore bei dieser EM geschossen. Er hat die Mannschaft zunächst von der Bank aus angefeuert, er ist reingekomm­en und dann hat er getroffen. Er hat gesagt, dass er sich erst nach einer hoffentlic­h starken EM Gedanken machen wolle, wo er in der kommenden Saison spielen werde.

Wenn der Fußball tatsächlic­h so gerecht ist, wie immer behauptet wird, dann darf sich Gomez trotz seines EM-AUS über tolle Offerten freuen. Aus Spanien. England. Oder aus Erfurt. Ganz sachlich und objektiv, natürlich.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany