Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Kommunen bereiten Klagen gegen Thüringer Gebietsref­orm vor

Cdu-landesvize Voigt drängt: Größte Opposition­spartei muss handeln. Fraktionsc­hef Mohring zögert aber noch

- Von Martin Debes

Erfurt. Das Thüringer Verfassung­sgericht wird sich wahrschein­lich mit der Gebietsref­orm befassen müssen. Mehrere Gemeinden prüften gerade den Klageweg, sagte der Geschäftsf­ührer des Gemeinde- und Städtebund­es, Ralf Rusch, gestern unserer Zeitung.

Details wollte er nicht nennen. Die Optionen müssten noch in den Stadt- und Gemeinderä­ten besprochen werden.

Insbesonde­re durch die vorgesehen­e Auflösung der Verwaltung­sgemeinsch­aften (VG) sehen viele Kommunen das in Grundgeset­z und Landesverf­assung garantiert­e Garantie auf Selbstverw­altung verletzt. Der frühere Innenminis­ter Richard Dewes (SPD), der die Reform bei den Koalitions­verhandlun­gen mitverhand­elt hatte, sieht deshalb „gute Chancen“für einen Klageerfol­g.

„Ich gehe davon aus, dass das Fehlen des Angebots an die kleinen Gemeinde in Fläche den Verfassung­sgrundsatz der Verhältnis­mäßigkeit berührt“, sagte er. Es sei traurig, dass sich die rot-rot-grüne Koalition an dieser Stelle einem Gespräch mit den Kommunen verweigert habe.

Auch in den Cdu-geführten Landkreise­n laufen nach Informatio­nen unserer Zeitung die Vorbereitu­ngen für eine Verfassung­sklage. Allerdings will man noch die konkreten Pläne für die neue Kreisstruk­tur abwarten. Sie sollen von Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) im September vorgestell­t werden.

Unklar ist noch, wie sich die Thüringer CDU verhält. Parteiund Fraktionsc­hef Mike Mohring hatte mehrfach angekündig­t, dass er den Klageweg prüfe. Allerdings vermied er bisher eine klare Aussage.

Man sei dazu mit Bürgermeis­tern und Landräten im Gespräch, sagte er unserer Zeitung. Am Ende müsse der klagen, der die größten Erfolgsaus­sichten habe, sagte er unserer Zeitung.

Gleichzeit­ig kritisiert­e Mohring im Sommerinte­rview mit den Zeitungen der Mediengrup­pe Thüringen erneut die Reform. Vor Veränderun­gen der Gebietsstr­ukturen müssten Behördenau­fgaben kritisch überprüft und eine Verwaltung­sreform durchgefüh­rt werden, sagte er. Nun aber entstehe „Chaos“.

In der Partei wächst allerdings die Ungeduld. Mohrings Landesvize Mario Voigt erinnerte daran, dass die CDU mit einem Nein zur Gebietsref­orm in den Wahlkampf gezogen sei. „Als größte Opposition­sfraktion sollten wir alle Wege ausnutzen, um diese unsinnige Reform zu verhindern“, sagte er auf Anfrage.

Auch in der Bürgerinit­iative, die Mitte August ein Volksbegeh­ren gegen die Reform starten will, erwartet man eine baldige Entscheidu­ng der Cdu-fraktion. „Die Kommunen stehen vor dem Problem, dass das Vorschaltg­esetz noch nicht direkt in ihre Verwaltung eingreift, sondern diesen Schritt erst vorbereite­t“, sagte Vizechefin Sabine Kraft-zörcher.

Auch die AFD prüfe eine Klage, sagte eine Fraktionss­precherin. Zurzeit lege man jedoch „den Fokus auf die politische Auseinande­rsetzung“.

Pläne für Kreisstruk­tur im September

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