Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Politische Implosion
Martin Debes über Kampf um die Macht in der AFD
Spaltung, mal wieder. Der Austritt des Afdbundeschefs Jörg Meuthen und seiner Getreuen aus der eigenen Landtagsfraktion wirkt wie der schlechte Auftritt einer Coverband.
Ein Jahr ist es erst her, dass der Flügel unter Bernd Lucke die Partei verließ. Auch die thüringische Fraktion wurde damals um ein Viertel kleiner. Nun also ist die Landespartei in Baden-württemberg in Zeitlupe implodiert.
Der Vorgang bestätigt die alten Befunde zur AFD. Trotz aller Dementis hat ein Gutteil ihrer Mitglieder und Abgeordneten kein Problem mit offenem Rassismus und Antisemitismus.
Und, die Partei ist zutiefst zerstritten – nicht nur in Stuttgart, sondern auch in Magdeburg und Berlin.
Wäre es ein Konflikt zwischen den Gemäßigten und den Extremen, ließe sich ja sogar noch von Selbstreinigung sprechen. Doch so ist es nicht. Meuthen, der angebliche Liberale, verbündet sich im Zweifel auch mit einem Radikalen wie Björn Höcke, wenn er gegen seine Cochefin Frauke Petry zieht.
Es geht, ganz schlicht, um die künftige Macht in der Partei. Der Kampf um den Bundestag dürfte im Sommer nochmals eskalieren. Höcke jedenfalls sieht sich offenkundig schon als Kanzlerkandidat.
Noch nimmt das der Partei geneigte Publikum die Eskapaden hin. Die AFD steht bundesweit bei 14 Prozent. Wie bei Donald Trump oder anderen Populisten scheinen für sie die politischen Gesetze nicht zu gelten.
Und trotzdem: Trump schwächelt, in Großbritannien steht das Brexit-lager dumm da. Der Frust über das sogenannte System überdeckt am Ende doch nicht jeden Schwindel.