Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Ein Buch aus dem Internet in vielen Sprachen
Diese Bücher sind anders als normale Bücher. Sie sind in mehreren Sprachen gedruckt. Und die kleinen Leser können sogar mitmachen
Erfurt. In welcher Sprache möchtest du das Buch lesen? Auf Deutsch, Arabisch oder Chinesisch? Bei dem Bilderbuch „Oskar und Lumufo - Der Fuchs und die Außerirdische“können sich Leser auf einer Internetseite aus vielen Sprachen zwei aussuchen. In diesen zwei Sprachen können sie sich das Buch herunterladen, ausdrucken und lesen. Oder sie können es sich als Hörbuch vorlesen lassen.
Da viele Kinder mit mehreren Sprachen aufwachsen, ist ein solches Buch sehr praktisch. Zu Hause sprechen sie zum Beispiel mit ihren Eltern arabisch, in der Schule aber deutsch.
„So geht es Kindern in vielen Ländern“, sagt der Experte Martin Gries. Er arbeitet bei den „Bücherpiraten“. Dort gibt es ein Projekt zu Bilderbüchern in mehreren Sprachen. „Viele Kinder haben keine Bücher in ihrer Muttersprache, sondern nur Bücher in anderen Sprachen. Vielleicht haben sie deshalb weniger Lust zu lesen. Das möchten wir ändern“, sagt Martin Gries.
Die Idee dazu stammt von den „Bücherpiraten“aus der Stadt Lübeck in Norddeutschland. Das ist ein Verein, in dem sich Kinder und Jugendliche mit Geschichten und Büchern beschäftigen. „Oskar und Lumufo“haben sich Kinder bei den „Bücherpiraten“ausgedacht und aufgeschrieben. Sie gestalteten auch Bilder dazu. Bei den „Bücherpiraten“können Kinder aus der ganzen Welt im Internet zwei Bilderbücher herunterladen. Die können sie in ihrem eigenen Sprachenmix ausdrucken.
„Allein in der ersten Woche wurden die Bücher schon 500mal heruntergeladen“, sagt Martin Gries. „Die meisten Rückmeldungen bekommen wir aus Deutschland und Österreich, aber auch aus Ländern in Afrika und Asien.“
„Es hat Spaß gemacht, die Geschichte zusammen zu erfinden“, sagt die zehnjährige Rike. „Ich habe mir zum Beispiel die Sache mit den Erdbeeren im Tank überlegt, und dass überall Marmelade hinspritzt.“Manchmal waren sich aber auch nicht alle Schreiber einig. „Wir haben lange diskutiert, ob Käsestangen oder Käse-marmeladen-gurken-toast in der Geschichte vorkommen sollen“, erzählt Rike und lacht.
Dann ging es an die Bilder. Eine Bilderbuch-künstlerin gab Tipps. „Sie hatte Kartoffeln, Karotten, Schaumstoff, Gummiplatten und noch andere Dinge mitgebracht, die wir als Stempel benutzt haben“, sagt Rike. So entstanden witzige bunte Bilder zu der Geschichte.
Danach übersetzten Fachleute und Bekannte den Text in mehrere Sprachen. Der 14-jährige Thore kümmerte sich darum, dass Hörbücher daraus werden. „Ich habe aus mehreren Decken auf dem Dachboden eine Art Tonstudio gebaut, damit es nicht hallt“, sagt Thore. „Später habe ich am Computer die Aufnahme bearbeitet und alles rausgeschnitten, was stört, zum Beispiel Plopp-geräusche.“
Die 18-jährige Estelle las auf Französisch vor. „Meine Mutter kommt aus Frankreich, deshalb spreche ich Deutsch und Französisch“, sagt sie. Ihr gefällt die Idee von Büchern in mehreren Sprachen. „Als ich zehn war, bin ich für ein Jahr in Frankreich zur Schule gegangen. Anfangs hatte ich Probleme beim Schreiben und Lesen“, erzählt sie. „Ein Buch mit meinen Wunschsprachen wäre perfekt für mich gewesen.“
„Wir freuen uns, wenn sich auch andere Kinder Geschichten ausdenken, Bilder dazumalen und uns zuschicken“, sagt Martin Gries von den „Bücherpiraten“. „Es gibt nur ein paar Spielregeln.“Eine Regel lautet: Die Geschichten sollen wirklich von Kindern und nicht länger als zwölf Seiten sein.
Weitere Informationen zum Mitmachen gibt es auf der Internetseite www.bilingual-picturebooks.org