Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Heute ist Tag des Kusses: Warum knutschen wir so gern?

Es ist ein sinnliches Spiel, wenn sich die Lippen berühren. Aber auch Wissenscha­ftler finden den Vorgang spannend

- Von Valentin Frimmer

Berlin. „Küssen verboten“, singen „Die Prinzen“seit 1992. Daran halten tut sich so gut wie niemand. Es wir gebusselt, gezüngelt und geknutscht. Warum eigentlich? Ein Überblick zum heutigen Tag des Kusses:

Warum küssen sich Menschen überhaupt? Das ist unter Wissenscha­ftlern durchaus umstritten. Viele haben eine eher unromantis­che Theorie: Das Küssen komme von der Brutpflege und habe sich aus dem Fütterungs­ritual entwickelt, bei dem vorgekaute Nahrung an die Kinder weitergege­ben wird. Andere Experten gehen davon aus, dass die Wurzel des Kusses eher sexueller Natur ist: Bei Begegnunge­n zwischen Vierbeiner­n sei es nicht unüblich, sich am Hinterteil zu beschnüffe­ln und zu belecken. Diese Geste habe sich dann beim Aufrichten des Menschen von unten nach oben verlagert.

Wer stellt solche Thesen auf? Unter anderem Philematol­ogen: Kussforsch­er. Sie haben zum Beispiel herausgefu­nden, dass zwei Drittel der Menschen den Kopf beim Küssen nach rechts neigen. Von ihnen stammt auch die Erkenntnis, dass ein Mensch in 70 Lebensjahr­en im Schnitt mehr als 76 Tage mit Küssen verbringt.

Gehört Knutschen zum Menschen automatisc­h dazu? Nicht unbedingt. Us-forscher haben herausgefu­nden, dass es nur in 46 Prozent der verschiede­nen Kulturen „romantisch-sexuelles Küssen“gibt. Über die Chinesen schrieb 1897 ein französisc­her Ethnologe, sie empfänden den Kuss der Europäer als eine ekelhafte Spielart von Kannibalis­mus. Küssen Tiere auch? Manche schon. Besonders tun sich die Bonobos, eine Schimpanse­nart, hervor. Die Primaten sollen, so heißt es, sogar Zungenküss­e austausche­n — auch außerhalb der fruchtbare­n Zeit des Weibchens.

Warum aber gilt das Küssen als gesund? Wissenscha­ftlern zufolge kann Küssen das Immunsyste­m stärken und Stress abbauen. Nach Erkenntnis­sen von Us-forschern produziert der Körper beim Küssen chemische Substanzen (Neuropepti­de), die die sogenannte­n Killerzell­en aktivieren. Sie stürzen sich auf schädliche Bakterien oder Viren und vernichten sie. Zudem trainiert man beim Küssen alle 34 Gesichtsmu­skeln. Gleichzeit­ig warnen manche Mediziner davor, dass beim Küssen gefährlich­e Viren übertragen werden können. Allerdings kann gerade das das Immunsyste­m stärken.

Wie entstehen Ein Knutschfle­ck ist ein Bluterguss, der durch Unterdruck entsteht. Bei impulsiven, saugenden Küssen kann es zu Gefäßschäd­en kommen. Kleinere Blutgefäße platzen dabei, ein kleiner blauer Fleck entsteht. Dann hilft kühlen.

Knutschfle­cken?

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Beim richtigen Küssen laufen zahlreiche Prozesse ganz automatisc­h ab. Glückshorm­one und Oxytocin werden ausgeschüt­tet, das stärkt auf alle Fälle die Partnerbin­dung. Foto: Oliver Berg, dpa

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