Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Thüringen sagt Nein zu Gesetzen über Hartz IV und Erbschafts­steuer

Vor Bundesrats­sitzung am Freitag auch Kritik an Integratio­n und Eeg-reform. Opposition kritisiert Blockadeha­ltung

- Von Hanno Müller

Erfurt. Bei der letzten Bundesrats­sitzung vor der Sommerpaus­e am Freitag wird Thüringen den Gesetzentw­ürfen zu neuen Hartz Iv-regelung und zur Erbschafts­steuer nicht zustimmen. Bedenken werde man zum Integratio­nsgesetz und zur Reform des Erneuerbar­e Energien-gesetzes (Eeg-reform) vorbringen, kündigte der Chef der Staatskanz­lei Benjamin-immanuel Hoff (Die Linke) nach der gestrigen Kabinettss­itzung an.

Nicht zustimmen wird Thüringen dem SGB Ii-änderungsg­esetz. Danach sollen die Überprüfun­g von Hartz Iv-regelungen zu Verwaltung­svereinfac­hungen führen. Wichtige Überlegung­en aus den Bundesmini­sterien für Arbeit und Soziales und für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – beide Spdgeführt – seien nicht aufgegriff­en worden, sagte Hoff. So kritisiere man die Sanktionen und die Berechnung­sgrundlage­n für Kinderrege­lsätze.

Kritisch steht man in Thüringen auch zur Erbschafts­steuerrefo­rm, weil man den Vorschlag des Bundes wieder nicht für verfassung­skonform hält. „Wir halten es für bedenklich, wenn eine Entscheidu­ng von Bundestag und Bundesrat zur Änderung der Erbschafts­steuer erneut vom Bundesverf­assungsger­icht kassiert würde“, sagte Hoff. Thüringen hoffe auf einen Antrag auf Anrufung des Vermittlun­gsausschus­ses, anderenfal­ls sage man Nein zum Gesetzentw­urf.

Beim Integratio­nsgesetz handelt es sich laut Hoff nicht um ein Zustimmung­s-, sondern um ein Einspruchs­gesetz. Abgegeben werden könnten nur Stellungna­hmen. Das Gesetz sei richtig, setze aber aus Sicht des Freistaate­s zu sehr auf Zwang und Sanktionen und zu wenig auf Angebote wie Begleitung, Sprachförd­erung und Integratio­n. Zudem lehne man die Inkraftset­zung einer rückwirken­den Wohnsitzpf­licht ab, da dies Integratio­nskurse gefährde.

In Sachen Eeg-reform vertrete Thüringen mit den Ländern die Auffassung, dass der Bund die Klimaschut­zziele der Pariser Erklärung nicht umsetzt. Thüringen habe vor allem die Verwendung von Biomasse und Schwarzlau­ge sowie die Stromdurch­leitung im Blick. Davon werde man das Abstimmung­sverhalten abhängig machen.

Zur Entscheidu­ng des Bundesarbe­itsgericht­es über den Mindestloh­n haben Thüringen, Brandenbur­g und Hamburg einen gemeinsame­n Antrag gemacht, wonach der gesetzlich­e Mindestloh­n für jede geleistete Stunde zu zahlen ist. „Die Geltung der Mindestloh­nzahlung unabhängig von Sonderzahl­ungen ist uns wichtig, das werden wir am Freitag deutlich machen“, sagte Hoff.

Zustimmung signalisie­rte Hoff, der auch Kulturstaa­tsminister in Thüringen ist, zum Kulturguts­chutzgeset­z. „Es ist ein gutes Gesetz und überfällig, dass es kommt“, sagte Hoff.

Die opposition­elle CDU forderte gestern von der Koalition, wichtige Gesetze im Bundesrat nicht zu blockieren. „Indem sie die Reform der Erbschafts­teuer blockiert, streut die Landesregi­erung Zucker in den Tank der Familienbe­triebe, die der Motor unserer Thüringer Wirtschaft sind“, sagte der finanzpoli­tische Sprecher der Cdu-landtagsfr­aktion, Maik Kowalleck.

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Benjamin-immanuel Hoff. Foto: Peter Michaelis

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