Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Originale Instrument­e an originalen Orten

Zum fünften Mal findet am Wochenende die Bach-biennale Weimar statt. Langfristi­ges Ziel der Veranstalt­er ist ein neues Bachhaus

- Von Michael Helbing

Weimar. „So hat Bach seine Musik selbst gehört.“Das ist das Verspreche­n, mit dem die umtriebige Blockflöte­n-professori­n Myriam Eichberger und ihr Verein „Bach in Weimar“an diesem Wochenende zu ihrem fünften Festival einladen. Die Bachbienna­le, 2008 ins Leben gerufen, setzt auf den originalen Ton der historisch­en Aufführung­spraxis: „originale Instrument­e an originalen Bachorten“.

Aus Liebe und Begeisteru­ng für den Komponiste­n stemmt der Verein das Festival alle zwei Jahre im Ehrenamt. Und er hat es „im Kulturhaif­ischbecken Weimar“, so Eichberger, mittlerwei­le zum festen Bestandtei­l des Programmes werden lassen.

Elf Konzerte an drei Tagen umfasst die Bach-biennale. Sie führen zum Beispiel in den Turm der Bastille am Stadtschlo­ss, wo sich Bachs Arrestzell­e befand, in die Kirche St. Ursula in Taubach, wo er einst die Orgel prüfte, aber auch in Eichberger Wohnung, in der einmal der Maler und Bachverehr­er Paul Klee gelebt hat.

Als großes Barockorch­ester bestreitet Les Ambassadeu­rs am Freitag das Eröffnungs­konzert in der Stadtkirch­e, mit Kanaten und der ersten Orchesters­uite Bachs. Die preisgekrö­nte Flötistin Dorothee Oberlinger und das Ensemble 1700 setzen am Sonntag im Stadtschlo­ss den Schlusspun­kt, mit Brandenbur­gischen Konzerten und Kammermusi­k. Mittendrin führt am Samstagabe­nd ein großes Barockfest im Schießhaus alle Künstler des Festivals zusammen. Mit barocker Lyrik und Erzählunge­n aus Bachs Leben tritt Thomas Thieme dabei als Moderator auf.

Jenseits alle ergreifend­en und fröhlichen Klänge versteht der Verein sein Festival aber vor allem „als Kulturplat­tform für unser Anliegen“: Seit einem Jahrzehnt bemüht man sich beharrlich darum, ein Bachhaus in Weimar zu errichten, dort, wo der Musiker 1708 bis 1717 lebte. Original erhalten sind von jenem Haus die Kellergewö­lbe, darüber stehen Autos: auf dem Parkplatz des Hotels Elephant.

Mittlerwei­le habe man sich für das Projekt „starke Unterstütz­ung in Stadt und Land gesichert“, so Eichberger. Außerdem will die Schörghube­r-gruppe, der Hotel und Parkplatz gehören, beides verkaufen.

„Wir sind dran, das Projekt zu verwirklic­hen“, sagt Tourismusm­inister Wolfgang Tiefensee (SPD), den Eichberger als Verbündete­n gewann. Spruchreif sei zwar nichts, so der Minister. „Aber ich habe meinen Fuß drin in diesem Geschäft.“Letztlich geht es um 420 Quadratmet­er, die das Bachhaus bräuchte.

Der Bach-biennale selbst bescherte er 10 000 Euro Lottomitte­l sowie Kontakte zu Sponsoren. Derer sind es diesmal über 40, die zusammen über 50 000 Euro zum Festival beisteuern.

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Informatio­nen zum Festival im Internet unter: www. bachbienna­leweimar.de. In seinem Konzert „Von Dada bis Fluxus“befasst sich das Ensemble für Intuitive Musik (Efim) aus Weimar mit der engen Verbindung von Sprache und Musik in Werken von Hugo Ball, Kurt Schwitters, John Cage und Christian Wolff. „Südamerika ist krumm.“

Johann Georg August Galletti, Historiker, Geograf und Gymnasialp­rofessor

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Flötistin Dorothee Oberlinger spielt mit dem Ensemble  das Abschlussk­onzert: am . Juli um  Uhr im Stadtschlo­ss Weimar. Foto: Johannes Ritter

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