Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Originale Instrumente an originalen Orten
Zum fünften Mal findet am Wochenende die Bach-biennale Weimar statt. Langfristiges Ziel der Veranstalter ist ein neues Bachhaus
Weimar. „So hat Bach seine Musik selbst gehört.“Das ist das Versprechen, mit dem die umtriebige Blockflöten-professorin Myriam Eichberger und ihr Verein „Bach in Weimar“an diesem Wochenende zu ihrem fünften Festival einladen. Die Bachbiennale, 2008 ins Leben gerufen, setzt auf den originalen Ton der historischen Aufführungspraxis: „originale Instrumente an originalen Bachorten“.
Aus Liebe und Begeisterung für den Komponisten stemmt der Verein das Festival alle zwei Jahre im Ehrenamt. Und er hat es „im Kulturhaifischbecken Weimar“, so Eichberger, mittlerweile zum festen Bestandteil des Programmes werden lassen.
Elf Konzerte an drei Tagen umfasst die Bach-biennale. Sie führen zum Beispiel in den Turm der Bastille am Stadtschloss, wo sich Bachs Arrestzelle befand, in die Kirche St. Ursula in Taubach, wo er einst die Orgel prüfte, aber auch in Eichberger Wohnung, in der einmal der Maler und Bachverehrer Paul Klee gelebt hat.
Als großes Barockorchester bestreitet Les Ambassadeurs am Freitag das Eröffnungskonzert in der Stadtkirche, mit Kanaten und der ersten Orchestersuite Bachs. Die preisgekrönte Flötistin Dorothee Oberlinger und das Ensemble 1700 setzen am Sonntag im Stadtschloss den Schlusspunkt, mit Brandenburgischen Konzerten und Kammermusik. Mittendrin führt am Samstagabend ein großes Barockfest im Schießhaus alle Künstler des Festivals zusammen. Mit barocker Lyrik und Erzählungen aus Bachs Leben tritt Thomas Thieme dabei als Moderator auf.
Jenseits alle ergreifenden und fröhlichen Klänge versteht der Verein sein Festival aber vor allem „als Kulturplattform für unser Anliegen“: Seit einem Jahrzehnt bemüht man sich beharrlich darum, ein Bachhaus in Weimar zu errichten, dort, wo der Musiker 1708 bis 1717 lebte. Original erhalten sind von jenem Haus die Kellergewölbe, darüber stehen Autos: auf dem Parkplatz des Hotels Elephant.
Mittlerweile habe man sich für das Projekt „starke Unterstützung in Stadt und Land gesichert“, so Eichberger. Außerdem will die Schörghuber-gruppe, der Hotel und Parkplatz gehören, beides verkaufen.
„Wir sind dran, das Projekt zu verwirklichen“, sagt Tourismusminister Wolfgang Tiefensee (SPD), den Eichberger als Verbündeten gewann. Spruchreif sei zwar nichts, so der Minister. „Aber ich habe meinen Fuß drin in diesem Geschäft.“Letztlich geht es um 420 Quadratmeter, die das Bachhaus bräuchte.
Der Bach-biennale selbst bescherte er 10 000 Euro Lottomittel sowie Kontakte zu Sponsoren. Derer sind es diesmal über 40, die zusammen über 50 000 Euro zum Festival beisteuern.
!
Informationen zum Festival im Internet unter: www. bachbiennaleweimar.de. In seinem Konzert „Von Dada bis Fluxus“befasst sich das Ensemble für Intuitive Musik (Efim) aus Weimar mit der engen Verbindung von Sprache und Musik in Werken von Hugo Ball, Kurt Schwitters, John Cage und Christian Wolff. „Südamerika ist krumm.“
Johann Georg August Galletti, Historiker, Geograf und Gymnasialprofessor