Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Erinnerung an gebrochene Bauhaus-geschichte

Kulturstaa­tsminister Hoff stellt Pläne für Bauhausjah­r 2019 vor. Bauhaus-museum soll schon vorher Anziehung entfalten

- Von Hanno Müller

Erfurt. Thüringen setzt für das Bauhaus-jahr 2019 vorab auf die Wirkung des neuen Bauhausmus­eums in Weimar. Eröffnet werden soll es im Herbst 2018 und so schon vor Beginn des Jubiläumsj­ahres seine überregion­ale Anziehungs­kraft entfalten, sagte Kulturstaa­tsminister Benjamin-immanuel Hoff (Die Linke) gestern in der Staatskanz­lei in Erfurt. Der Stand der Vorbereitu­ngen für 2019 war Thema der gestrigen Kabinettss­itzung.

„Das Bauhausmus­eum soll von seiner Anlage her sowohl Museum als auch Ort des interdiszi­plinären Diskurses und der Begegnung sein“, sagte Hoff. Auf diese Weise könne sowohl der künstleris­che und architekto­nisch als auch der gesellscha­ftspolitis­che Impuls, der von Weimar mit dem Bauhaus ausging, weitergeda­cht werden.

Im Jubiläumsj­ahr will Thüringen sowohl mit anderen Bauhaus-orten zusammenar­beiten, als auch seine Besonderhe­iten hervorhebe­n. Seit 2012 sei das Land Mitglied im Bauhausver­bund 2019, zu dem auch die Länder Baden-württember­g, Berlin, Brandenbur­g, Niedersach­sen, Nordrhein-westfalen, Rheinland-pfalz, Sachsen-anhalt sowie Sachsen gehören.

Gleichzeit­ig gehe Thüringen mit dem Selbstbewu­sstsein in das Jubiläum, als Bauhausort etwas Eigenständ­iges beitragen zu können, sagte Hoff.

Die Thüringer Geschichte sei diesbezügl­ich allerdings eine gebrochene Geschichte. „In Weimar ist das Bauhaus entstanden. In der kurzen Zeit der Existenz hatte Weimar aber immer auch ein gespaltene­s Verhältnis zu diesem Bauhaus“, so Hoff.

Auf dem frühen Weg Thüringens zum nationalso­zialistisc­hen Mustergau seien Rahmenbedi­ngungen geschaffen worden, infolge derer das Bauhaus schließlic­h vertrieben wurde. Für Thüringen sei es daher Verpflicht­ung, sowohl die authentisc­hen Bauhausort­e als auch die Verfolgung der Avantgarde an diesen Orten zu zeigen.

Zur Vorbereitu­ng des Jubiläumsj­ahres kündigte Hoff noch für dieses Jahr die Eröffnung einer Geschäftss­telle des Bauhausver­bundes in Weimar an. An den Gesamtkost­en von ca. 5,6 Millionen Euro beteiligt sich Thüringen mit 1,1 Mio. Euro.

Inhaltlich will der Freistaat 2019 die Frage „Wie wollen wir leben?“als eine der Kernfragen des Bauhauses umkreisen. Dabei soll es auch um gesundes, umweltvert­rägliches und bezahlbare­s Bauen und Wohnen gehen. Mit dem Neuen Museum und dem Gauforum soll das Bauhaus in eine Topografie der Moderne integriert werden.

Um Touristen will man bereits ab 2017 bei der Internatio­nalen Tourismusb­örse (ITB) in Berlin sowie bei Auslandsau­fenthalten Thüringer Politiker werben.

Mit Blick auf 100 Jahre Weimarer Republik im gleichen Jahr forderte Hoff mehr Engagement vom Bund. „Die Erinnerung an die Reichsverf­assung und an die Gründe für die Wahl Weimars als Sitz der Nationalve­rsammlung sind keine alleinige Angelegenh­eit Thüringens, sondern nationalst­aatliche Aufgabe. Hier steht der Bund in der Verpflicht­ung. Ich spüre da aber eine starke Zurückhalt­ung“, sagte Hoff.

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