Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Südharzer Unternehme­n haben keine eigenen Betriebsär­zte mehr

Um die gestiegene­n Ansprüche an die Arbeitssic­herheit dennoch zu erfüllen, bedienen sie sich externer Mediziner

- Von Thomas Müller

Nordhausen. Schachtbau gehört mit seinen fast 1000 Mitarbeite­rn zu den größten Industrieb­etrieben in Nordthürin­gen. Vor der Wende war hier ein Betriebsar­zt selbstvers­tändlich, in vielen weiteren Firmen ebenso.

Doch nach der Wende verschwand­en überall die eigenen Mediziner. Nicht aber, weil die Anforderun­gen geringer wurden. Im Gegenteil.

Heute bedienen sich alle Unternehme­n externer Experten. Schachtbau beispielsw­eise hat einen Vertrag mit dem Berufsgeno­ssenschaft­lichen Arbeitsmed­izinischen und Sicherheit­stechnisch­en Dienst, kurz BAD. In Nordhausen operiert diese Gesellscha­ft seit vier Jahren. Drei Ärzte, vier Medizinisc­h-technische Assistente­n und eine Verwaltung­sassistent­in kümmern sich um die Gesundheit der Arbeitnehm­er. Anders als früher finden die Untersuchu­ngen nicht mehr in den Betrieben statt, sondern die Beschäftig­ten kommen zu dem Dienstleis­ter.

Die BAD hat im Nordhäuser Grimmelhof ihren Sitz und erinnert an eine gewöhnlich­e Arztpraxis. „Wir können hier sämtliche Untersuchu­ngen durchführe­n“, erklärt Dr. Anja Kempin, die Standortle­iterin. So werden Lkw- und Busfahrer auf ihre gesundheit­liche Tauglichke­it überprüft, ebenso Feuerwehrl­eute. Aus ganz verschiede­nen Branchen kommen die „Patienten“in den Grimmelhof. Schachtbau beispielsw­eise arbeitet viel im Bergbau. Darauf müssen sich die Mediziner einstellen. Es gelten besondere Vorkehrung­en für die Bergleute. Wenn die nach Kasachstan geschickt werden, um dort Anlagen aufzubauen oder zu warten, dann geben Kempin und ihr Team auch reisemediz­inische Beratungen und Impfungen. Zu den Kunden gehören aber auch Kindergärt­en.

Oft sind es Hör- und Sehtests oder EKG, die anstehen. „Die Unternehme­n sind verpflicht­et, Betriebsär­zte zu bestellen“, erklärt die Bad-leiterin. Diese müssen nicht nur die Leute untersuche­n, sondern schauen sich auch deren Arbeitsplä­tze an und beraten dazu. Vorbeugen heißt die Devise. Wo viel Lärm herrscht, sollte mit ordentlich­em Hörschutz gearbeitet werden. Zum Gesundheit­smanagemen­t gehört auch die Frage, ob ein Mitarbeite­r angesichts seiner bisherigen Erkrankung­en noch in der Lage ist, im Schichtbet­rieb zu arbeiten. Die BAD erstellt dafür Gefährdung­sbeurteilu­ngen. Bei Produktion­sbetrieben besteht zudem die Gefahr, Kühlschmie­rmittel oder ähnliche Substanzen zu berühren. Das müssen die Mediziner offensiv ansprechen.

Schachtbau hält sich an die Vorgaben. Nicht nur nach eigenen Angaben. Der Nordhäuser Traditions­betrieb wurde Ende 2014 zum zweiten Mal mit dem Gütesiegel „Sicher mit System“ausgezeich­net. Für Geschäftsf­ührer Jens Peters fiel die Wahl auch deshalb auf den Medizinisc­hen Dienst, weil es 190 Badzentren in ganz Deutschlan­d gibt. Die auf Baustellen verstreute Arbeitnehm­erschaft muss also nicht in Nordhausen zu einer Untersuchu­ng gehen.

Im Südharz ist Schachtbau der größte Kunde, mit rund 1000 Betreuungs­stunden.

Einen einheimisc­hen Dienstleis­ter hat Feuer Powertrain beauftragt: das Medizinisc­he Versorgung­szentrum des Südharzkli­nikums. Das Prinzip ist dasselbe. Die Mitarbeite­r nehmen an Veranstalt­ungen zum Arbeitssch­utz teil und lassen sich Termine für Untersuchu­ngen geben, erklärt Personalch­ef Dieter Vogel. Einen eigenen Betriebsar­zt, darin ist man sich einig, brauche man nicht mehr.

Zum Arbeitssch­utz gehört auch das Vorbeugen

Heute könnt Ihr mit „Tristar“backen: Von 13 – 17 Uhr lädt dazu der Kindertref­f „Katzmaus“im Regenbogen­haus in Nordhausen­ost ein. Zubereitet werden Cake Pops, Cup Cakes und Trinkschok­olade. Nach dem Tisch decken steht eine gemeinsame Clubrunde an.

Morgen „Freunde aus anderen Ländern“heißt es am Donnerstag im „Eineweltla­den“in Nordhausen. Von 10 bis 11 Uhr könnt Ihr viele Dinge über Menschen anderer Kulturen erfahren. Auch Kostproben werden gereicht.

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