Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Flüchtlinge als Gäste
Kristin Müller zu den Hürden für das Ferienprojekt für Kinder aus der Westsahara
Es war der letzte Augusttag 2015, die Medien verkündeten längst die Flüchtlingskrise. Doch erst an diesem Sommertag wurde sie hierzulande fassbar: Der Landkreis richtete eilig seine erste Notunterkunft in einer Turnhalle her.
In jenen Tagen verabschiedete Margot Keßler zwei Dutzend Kinder aus der Westsahara, sie hatten ihre Ferien hier verbracht, fernab eines Camps in der algerischen Wüste, das ihr Zuhause, aber keine Heimat ist.
Was wird nun werden?, fragte sich Keßler, die mit dem Verein Salma seit 2003 ein Hilfsprojekt stemmt, das seinesgleichen sucht im Südharz. Auch hier erfuhr die AFD Zulauf, bekamen Flüchtlinge Skepsis, Ablehnung, Hass zu spüren, drohte die Stimmung zu kippen.
Am Sonntag begrüßte Margot Keßler wieder 21 Ferienkinder – wider alle Befürchtungen ist ihr Sachspendenlager voll, haben Privatleute knapp 12 000 Euro gegeben, um den jungen Westsaharawis eine friedliche Welt ohne Hunger zu zeigen.
Und doch: Eine private Berliner Stiftung will ab nächstem Jahr nicht mehr die Lücke von 4000 Euro schließen, Margot Keßler ist in Sorge. Mit weniger als 16 000 Euro werden die Ferien nicht zu stemmen sein, nicht bei den Reisekosten.
Der Südharz wird seine Mitmenschlichkeit beweisen können. Egal, ob die anhaltende Flüchtlingswelle wieder präsenter sein wird oder nicht.