Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Frankreich sucht passendes System

Trainer Didier Deschamps brütet über der optimalen Aufstellun­g gegen Deutschlan­d. Es gilt, einen 58 Jahre alten Bann zu brechen

- Von Jens Marx

Clairefont­aine. Auch Frankreich brütet über der S-frage vor dem Halbfinal-kracher gegen Deutschlan­d. „Ich weiß nicht, welches System er wählen wird“, beteuerte Mittelfeld­spieler Moussa Sissoko zwei Tage vor dem Duell im Stade Vélodrome über Didier Deschamps‘ Strategiep­läne gegen den Weltmeiste­r. 4-2-3-1 oder 4-3-3 – das ist die Frage der Franzosen.

Davon hängt auch ab, ob Sissoko mit seiner Athletik und Dynamik im rechten Mittelfeld spielen wird. Auch wenn er vor zwei Jahren im Wm-viertelfin­ale gegen die deutsche Mannschaft gar nicht zum Einsatz gekommen ist, treiben den 26-Jährigen von Newcastle United doch Revanchege­lüste vor dem Wiedersehe­n am Donnerstag in Marseille um: „Wir haben diese Niederlage nicht vergessen.“

Die Chancen beziffert er gestern bei einer Pressekonf­erenz im Em-camp des Gastgebers in Clairefont­aine auf „50:50. Deutschlan­d ist der Weltmeiste­r. Sie haben starke Leistungen gezeigt, wie wir auch. Wir spielen aber zuhause, vor unseren Zuschauern.“

Die Zeitung „Le Parisien“führt vier Gründe auf, „um an den Erfolg von Les Bleus zu glauben“: „Den feurigen Angriff“mit dem Tordreieck Antoine Griezmann (vier Treffer), Olivier Giroud und Dimitri Payet (jeweils drei), Deschamps‘ „erweiterba­re Taktik“, ein „dezimierte­s Deutschlan­d“und eine französisc­he Mannschaft, die „zuversicht­lich wie nie“ist. Schließlic­h gilt es einen 58 Jahre alten Bann zu brechen: Solange warten die Franzosen in einer K.o.-phase auf einen Sieg gegen Deutschlan­d. „Les Bleus haben keine Angst mehr vor den Deutschen“, sagt Verbandsch­ef Noël Le Graët der Sportzeitu­ng „L‘ Equipe“, der Rest liege im Bereich des Unvorherse­hbaren.

Wie womöglich auch Frankreich­s Aufstellun­g. Deschamps hatte seine schwersten personelle­n Ausfälle unter anderem mit den Verletzung­en von Raphael Varane, Jeremy Mathieu oder Lassana Diarra schon vor der EM zu verkraften. Zudem kamen die eigentlich gesetzten Mathieu Valbuena und Karim Benzema wegen ihrer Verwicklun­g in einen Erpressung­sskandal nicht infrage. Gegen Island musste Samuel Umititi sein Länderspie­ldebüt geben. Gegen Island zeigten die Franzosen im 42-3-1-System auch ihre bislang beste Turnierlei­stung, nachdem sie in derselben Ausrichtun­g das 0:1 gegen Irland in der zweiten Halbzeit in ein 2:1 verwandelt hatten.

Nach ihren Gelb-sperren stehen aber Adil Rami in der Innenverte­idigung und der nimmermüde N‘golo Kanté im Mittelfeld wieder zur Verfügung. Letztgenan­nter könnte sich auch um Mesut Özil im deutschen Mittelfeld kümmern. Das aber würde bedeuten, dass die Franzosen doch eher im 4-3-3System spielen, in dem sie lediglich drei ihrer elf Tore bisher erzielten. Wohl auch deswegen schrieb „L‘équipe“im Vorfeld bereits von der „Versuchung nichts zu ändern“. dpa

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Überlegt noch, mit welchem System er morgen spielt: Didier Deschamps. Foto: Getty Images

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