Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Kittel macht ersten deutschen Triumph perfekt
Wieder fällt die Entscheidung bei der Tour de France im Fotofinish. Doch anders als am Vortag Greipel, hat diesmal der Erfurter die Nase vorn
Limoges. Die Siegerfaust ballte Marcel Kittel erst weit nach der Zieldurchfahrt. Mit einem Millimeter-sieg nach Fotofinish auf der vierten Etappe hat Topsprinter Kittel für den ersten deutschen Tageserfolg bei der Tour de France gesorgt.
Nach dem Ärger über seine erzwungene Pause im Vorjahr gewann der Erfurter gestern in Limoges zum neunten Mal eine Etappe bei der Frankreichrundfahrt. Das Zielfoto entschied diesmal zugunsten des 28-Jährigen, nachdem Landsmann André Greipel am Vortag noch in einer hauchdünnen Entscheidung gegen Mark Cavendish den Kürzeren gezogen hatte. „Ich wusste, dass es knapp war. Ich war mir des Sieges nicht sicher“, sagte Kittel, der beim vergangenen Giro d‘italia zwei Etappen gewonnen hatte und damit bereits seine Top-form signalisiert hatte.
Knapp zwei Jahre nach seinem letzten Etappensieg auf den Champs Elysées war der 28-Jährige nun wieder am Ziel seiner Träume.
„Ich bin mega, mega happy. Ich habe die Emotionen aus mir herausgeschrien. Zurückzukommen war nach dem Vorjahr nicht leicht. Ich bin stolz auf meine Equipe, die heute super gearbeitet hat. Eine Zielfotoentscheidung nach 237 Kilometern – das ist schon hart“, erklärte Kittel weiter. Er setzte sich gegen den kleinen Franzosen Bryan Coquard durch. Beide hatten die letzten Meter auf der ansteigenden Zielgeraden Schulter an Schulter gekämpft – mit dem glücklicheren Ende für Kittel.
Auf der mit 237,5 Kilometern längsten Etappe hatte sich Kittels Team erst im letzten Moment im Finale ganz vorne gezeigt. Mit der Vorstellung des Etixx-quickstep-teams war ausnahmsweise sicher auch der strenge Chef Patrick Lefevere zufrieden.
Am Vortag beim knappen Erfolg von Mark Cavendish gegen André Greipel hatte der Patron an seinen Fahrern kein gutes Haar gelassen und den Aufbau des „Sprintzuges“kritisiert. „Es ist ein unheimlicher Druck von uns gefallen. Diesmal haben wir es sicher besser gemacht als gestern. Von jetzt an gehts bergauf“, sagte Kittels Teamkollege Tony Martin. Weltmeister Peter Sagan verteidigte ohne Mühe sein Gelbes Trikot.
Das deutsche Zweitliga-team Bora-argon 18, zum dritten Mal mit einer Wildcard im Rennen, rührt weiter die Werbetrommel in eigener Sache. Gestern fuhr Andreas Schillinger aus Amberg lange in einer vierköpfigen Spitzengruppe, die erst kurz vor dem Ziel vom Feld gestellt wurde.dpa