Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Chaos-tage bei der AFD: Meuthen gründet eigene Fraktion

Als „Alternativ­e für Baden-württember­g“will der Afd-chef im Stuttgarte­r Landtag auftreten. In der Partei tobt ein unerbittli­cher Machtkampf

- Von Fabian Klaus

Erfurt. Chaostage bei der Alternativ­en für Deutschlan­d (AFD) – wieder einmal. Der Streit um antisemiti­sche Äußerungen des Politikers Wolfgang Gedeon eskaliert und wächst sich zu einer Zerreißpro­be für die AFD auf Bundeseben­e aus.

Thüringens Afd-chef Björn Höcke übt sich mit Blick auf die Spaltung der AFD in Badenwürtt­emberg in Zurückhalt­ung. „Die Lage ist für mich noch relativ unübersich­tlich“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. Alle Akteure, meint Höcke, sollten sich nun zurücknehm­en. Er und Jörg Meuthen sowie Partei-vize Alexander Gauland gelten als ärgste Petry-widersache­r.

Dass die Lage in Stuttgart eskaliert sei, zeige einmal mehr, „dass wir keine ausgebufft­en Profi-politiker sind“, meint Höcke und erinnert daran, dass er immer gesagt habe, dass die Grünen mehr als ein Jahrzehnt gebraucht hätten, um zur Ruhe zu kommen. „Solange aber darf und wird die AFD nicht brauchen“, meint der Thüringer und ergänzt, dass es die AFD brauche, weil Deutschlan­d seiner Ansicht nach vor dem Zerfall stehe.

Der einstige Stuttgarte­r Fraktionsv­orsitzende Meuthen, gleichzeit­ig Co-sprecher im Bund, und Frauke Petry, die Bundesvors­itzende ist, sind erbitterte Widersache­r. Erst kürzlich wollte Meuthen für Petry ein Hausverbot im Landtag von Baden-württember­g erwirken – und scheiterte. Ihr wird in Stuttgart von einigen vorgeworfe­n, sich permanent eingemisch­t zu haben,

Duell der Co-vorsitzend­en

Der Schaden ist entstanden, weil Gedeons antisemiti­sche Äußerungen auf Protest gestoßen waren. Meuthen musste sich in den vergangene­n Monaten immer wieder den Vorwurf gefallen lassen, dass er nicht genug dafür tue, dass seine Fraktion frei von antisemtis­chen und extremisti­schen Gedanken wird.

Den Bruch hat Meuthen mit weiteren zwölf Abgeordnet­en deshalb am Dienstag vollzogen. Petry drängte Gedeon zwischenze­itlich, die Fraktion zu verlassen. Der reagierte am Dienstagab­end aber erst, als sich die Fraktion bereits gespalten hatte.

Die Lage ist verworren. Meuthen stellte klar, dass er und die zwölf anderen weiterhin die AFD im Stuttgarte­r Landtag vertreten wollen. Rechtlich aber kann es keine zwei Afd-fraktionen geben. Nun hat Meuthen angekündig­t, dass er eine neue Fraktion names „Alternativ­e für Baden-württember­g“im Landtag angemeldet hat.

Die Hintergrün­de der Eskalation könnten noch nicht überblickt werden, sagt derweil der Thüringer Landeschef Höcke, der seiner Partei im Übrigen empfiehlt, der Presse gegenüber zu schweigen. Was aber aus seiner Sicht schon klar ist: „Es geht nicht nur um den Fall Gedeon.“Höcke macht in der Landtagsfr­aktion in Baden-württember­g auch Aufbaufehl­er aus. Abgesehen davon: „Dass es zwischen Bundesvors­tandsmitgl­iedern Konflikte gibt, ist ein offenes Geheimnis.“Nachdem Afd-gründer Lucke mit seiner und der Hilfe weiterer rechtskons­ervativer Politiker in der AFD geschasst wurde, kümmerte sich Meuthen zunächst um den verblieben­en Teil des liberalen Afdflügels und versuchte, ihn bei der Stange zu halten. Als das gelungen schien, wurde Meuthen zunehmend im Bundesvors­tand aktiv – das wiederum soll Frauke Petry nicht gefallen haben.

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