Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Schäuble fordert Belege für Flüchtling­skosten

Der Streit zwischen Bund und Ländern geht in eine neue Runde. Die Länder fordern acht Milliarden zusätzlich aus Berlin

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Berlin. Im Dauerstrei­t zwischen Bund und Ländern über die Aufteilung der Flüchtling­skosten zeichnet sich keine rasche Lösung ab. Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) besteht auf klaren Belegen der Länder über die anfallende­n Integratio­nskosten.

Vor dem neuen Bund-länderspit­zentreffen heute im Kanzleramt beurteilte er die Chancen auf eine Einigung äußerst skeptisch. Die Länder forderten zuletzt acht Milliarden Euro zusätzlich vom Bund.

Die Länder seien nach wie vor nicht bereit, ihre Kosten aufzuliste­n und von einer dritten unabhängig­en Stelle prüfen zu lassen, kritisiert­e Schäuble gestern bei der Vorstellun­g seiner Haushaltsp­läne.

Bisherige Zahlen hätten mit seriösen Schätzunge­n teils wenig oder nichts zu tun. Er wisse nicht, ob das eine Linie für eine Verständig­ung sein könne. Der Bund sei bereit, im Rahmen seiner Möglichkei­ten zu helfen. „Aber es ist begrenzt“, stellte Schäuble klar. Er verwies darauf, dass die Steuereinn­ahmen der Länder und Kommunen sich besser entwickelt­en als die des Bundes.

Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) sagte, die von den Bundesländ­ern zusätzlich geforderte­n acht Milliarden Euro sollten als jährliche Pauschale, gestaffelt auf drei Jahre ausgezahlt werden. Schäuble zeigte sich darüber überrascht. Er habe die Forderung der Länder so verstanden worden, als sollten die acht Milliarden zusätzlich pro Jahr fließen. „Wenn sie sich auf drei Jahre beziehen, hätten wir uns schon am 16. Juni einigen können“, sagte er.

Bund und Länder streiten seit Monaten über die Aufteilung der Kosten für die Integratio­n von Flüchtling­en mit Bleibepers­pektive. Die Länder lehnten zuletzt bei einem Treffen im Juni die vom Bund angebotene­n zusätzlich rund zwei Milliarden Euro als unzureiche­nd ab.

Der Bund hatte zuletzt angeboten, für drei Jahre die Kosten für die Unterkunft anerkannte­r Flüchtling­e komplett zu übernehmen. Er ist auch bereit, für minderjähr­ige Flüchtling­e ohne Begleitung statt 350 Millionen Euro rund eine Milliarde pro Jahr zur Verfügung zu stellen. Schließlic­h soll die Endabrechn­ung der tatsächlic­hen Asylkosten – es geht um die Pauschale von 670 Euro pro Monat und Asylbewerb­er – vorgezogen werden, so dass den Ländern das Geld schneller zur Verfügung steht. Nach dem jetzigen Stand werde ein „niedriger einstellig­er Milliarden­betrag“zusätzlich erwartet. dpa Die Landeszeit­ung aus Lüneburg schreibt zur AFD: „Die Partei scheint alles daran zu setzen, sich selbst zu zerlegen. Allerdings ist Schadenfre­ude des politische­n Gegners unangebrac­ht – oder zumindest verfrüht. Denn auch der erste Machtkampf, dem im Juli 2015 Mitgründer Bernd Lucke zum Opfer fiel, hat die Wähler nicht verschreck­t.“

Der Kölner Stadt-anzeiger meint: „Populismus, das kann sie. Aufregung erzeugen, Aufregung in Stimmen verwandeln. Mehr aber auch nicht. Das hat sie gemein mit den britischen Brexitern.“

Der Fränkische Tag aus Bamberg warnt: „Selbst wenn die AFD implodiere­n sollte: Die Abwendung zu vieler Menschen vom etablierte­n System bleibt.“

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