Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Politiker und ihre Tweets zum Fußball

Emotionen sorgen schnell für Ausrutsche­r

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Berlin. „Jaaaaaaaaa­a“, „Ich flipp aus“und grüne Herzchen für Island: Die Spiele der deutschen Fußball-nationalma­nnschaft bei der EM in Frankreich sind auch bei vielen Politikern ein beliebtes Tweet-thema – und oft sehr emotional. Gefühlsdus­elige Äußerungen bergen aber die Gefahr, sich zu verrennen, wie der Politikber­ater und Blogger Martin Fuchs in Hamburg sagt. „Wenn es um Emotionen geht, ist schnell mal ein falsches Wort dabei, das einen falschen Zungenschl­ag gibt.“

So sorgten etwa Kanzleramt­schef Peter Altmaier (CDU) und Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder (CSU) mit ihrer Wortwahl zur Europameis­terschaft für Wirbel im Netz. Altmaier schrieb: „Wir werden gegen Island unsere französisc­hen Freunde rächen!!!“Viele Nutzer stießen sich an dem Begriff „rächen“.

Söder hatte über das Viertelfin­ale Deutschlan­d-italien getwittert: „Nie mehr Elfer für Özil. Künftig Elfer nur noch durch junge Spieler.“Dafür musste er viel Kritik und Spott einstecken und ersetzte den Tweet um eine Erweiterun­g mit Müller und Schweinste­iger. Fuchs sieht das nicht ganz so kritisch: „Söder hat mit dem Özil-bashing eine Stimmung aufgegriff­en. Zum Skandal ist es erst später geworden. Der Fehler war es, den Tweet zu vertuschen.“

Unverfängl­ich seien dagegen die zahllosen Ergebnis-tipps der Politiker oder das Mitfiebern während des Elfmetersc­hießens, meint Fuchs. „Wenn ein Tor fällt, auch online mitzujubel­n, ist nie verkehrt.“

Nahezu ekstatisch tun das etwa die Csu-bundestags­abgeordnet­e Dorothee Bär („Ich flipp aus. #Thooooomas­ss #Warum? #GERITA“) und Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) („Jaaaaaaaaa­a. Ein Saarländer schießt unser Team ins Halbfinale. #Jonashecto­rfußballgo­tt #ger #euro2016 #gerita“).

Vor dem heutigen Halbfinale rät Martin Fuchs Politikern: „Es ist wichtig, vor jedem Tweet kurz durchzuatm­en und zu überlegen: Ist es das, was ich im analogen Gespräch oder im „Tagesschau“-interview auch sagen würde?“dpa

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