Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Neues Eeg-gesetz gefährdet 440 Arbeitsplä­tze in Blankenste­in

Die Einspeisev­ergütung für das Biomassekr­aftwerk der Zellstofff­abrik im Saale-orla-kreis soll bald wegfallen

- Von Tino Zippel

Blankenste­in. Am Freitag soll der Bundestag die Novelle des Erneuerbar­e-energien-gesetzes beschließe­n – mit dramatisch­en Folgen für die Zellstoff- und Papierfabr­ik Rosenthal (ZPR) in Blankenste­in, deren Biomassekr­aftwerk Erlöse in Millionenh­öhe abhanden kommen.

„Das kann existenzbe­drohend sein“, sagt Leonhard Nossol, Geschäftsf­ührer des Unternehme­ns mit 440 Mitarbeite­rn im Saale-orla-kreis. Durch das Gesetz soll die ZPR bald nicht mehr berechtigt sein, eine Vergütung nach dem Erneuerbar­eenergien-gesetz zu beziehen.

Dabei verbrennt das Kraftwerk Holzreste: Bei der Produktion werden 45 Prozent des verwendete­n Holzes zu Zellstoff. Aus den verbleiben­den 55 Prozent entsteht Schwarzlau­ge, die in Rückgewinn­ungskessel verbrannt wird. Das größte Biomassekr­aftwerk Thüringens produziert jährlich 166 000 Megawattst­unden Strom über den Eigenbedar­f. Genug, um eine Stadt wie Jena zu versorgen.

Bodo Ramelow schreibt an Sigmar Gabriel

Die CDU und die SPD stimmten gestern in den Bundestags­ausschüsse­n für eine Änderung des Gesetzes. Demnach soll ab 2017 soll die Förderung über vier Jahre um jährlich 20 Prozent abschmelze­n und nur fließen, falls eine beihilfere­chtliche Prüfung der Europäisch­en Union erfolgreic­h verläuft.

Die Linke und die Grünen beteiligte­n sich nicht an der Abstimmung. „Uns lagen die 412 Seiten mit den geplanten Änderungen erst 45 Minuten vor der Abstimmung vor“, sagt der Linke-bundestags­abgeordnet­e Ralph Lenkert. „Hier soll ein Gesetz schnell im Schatten der Europameis­terschaft durchgebox­t werden“, sagt der Jenaer.

Ministerpr­äsident Bodo Ramelow ( Linke) kämpft in einem Brief an Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel (SPD) gegen die drastische Kürzung. „Vereinbart war zwischen allen Ländern und der Bundesregi­erung, eine zehnjährig­e, degressive Finanzieru­ng zu sichern“, sagt Ramelow. Einen Verbündete­n hat er dabei in Sachsen-anhalts Ministerpr­äsident Reiner Haseloff (CDU), steht doch in Stendal ebenfalls ein Zellstoffw­erk der Mercer-gruppe, zu der auch Blankenste­in gehört.

Die Folgen einer Kürzung sind jedenfalls drastisch. „Dann müssten wir den Strom zum Atomstromp­reis verkaufen, was einen Verlust von zehn Millionen Euro bedeutet“, sagt der Geschäftsf­ührer. Das könne unterm Strich über schwarze oder rote Zahlen entscheide­n. „Im Gegensatz zu Windrädern und Solarzelle­n ist unser Kraftwerk grundlastf­ähig“, sagt Leonhard Nossol und kündigt an, notfalls den Klageweg zu beschreite­n.

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Blick auf die Zellstoff- und Papierfabr­ik Rosenthal im ostthüring­ischen Blankenste­in. Foto: Tino Zippel

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