Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Per Flieger in den Sommerurla­ub – Ferienspaß mit Nebenwirku­ngen

Fliegen ist die klimaschäd­lichste Art, sich fortzubewe­gen. Was der Einzelne dagegen tun kann

- Von Torsten Holtz

Berlin. Nordsee toppt Südsee als Ferienziel – zumindest in Sachen Klimaschut­z. Denn Urlaubsrei­sen mit dem Flugzeug belasten die Umwelt erheblich. Fragen und Antworten dazu:

Ich fliege in den Urlaub – ein Problem?

Ja, durchaus. Fliegen ist die klimaschäd­lichste Art, sich fortzubewe­gen. Schon mit einem Flug nach Teneriffa verursacht ein Passagier nach Berechnung­en des Naturschut­zbunds Deutschlan­ds deutlich größere Klimaschäd­en, als wenn er ein ganzes Jahr lang Auto fährt.

Um welche Schäden geht es?

Die Turbinen pusten viel Kohlendiox­id und Stickoxide in die Luft, die den Treibhause­ffekt befördern und die Atmosphäre aufheizen. Hinzu kommen Kondensstr­eifen und Aerosole wie etwa Ruß, die ebenfalls verhindern, dass Wärme vom Boden in den Weltraum zurückgest­rahlt wird. Mit einer einzigen Flugreise können 2000 bis 6000 Kilogramm klimaschäd­liches CO2 freigesetz­t werden, wie das Umweltbund­esamt vorrechnet. Um aber bis 2050 wie angestrebt Klimaneutr­alität zu erreichen, dürfte jedermann jährlich nur rund 1000 Kilogramm emittieren. Ein weiter wachsender Luftverkeh­rssektor belastet zudem Anwohner durch Fluglärm.

Drängt das Problem? weltweit in diesem Jahr um gut sechs Prozent zulegen. Dank des niedrigen Ölpreises ist Kerosin für die Airlines recht billig zu haben, was zumindest teilweise auch die Ticketprei­se drückt. Das dürfte nach Einschätzu­ng von Branchenex­perten die Nachfrage zusätzlich befeuern.

Was könnte die Politik tun?

Umwelt- und Verkehrsve­rbände fordern eine europaweit­e Abgabe auf klimaschäd­liche Emissionen durch Flugzeuge, abhängig von der Strecke. Ersatzweis­e könnte nach Ansicht des „Arbeitskre­ises Flugverkeh­r“der Luftverkeh­r in den Emissionsh­andel einbezogen werden, damit würde für „Verschmutz­ungsrechte“Geld fällig. Zudem fordert die Initiative, dass in Deutschlan­d eine nationale Kerosinste­uer erhoben wird, als Vorstufe einer europaweit­en Kerosinste­uer. Ebenso müsse die Umsatzsteu­erbefreiun­g im grenzübers­chreitende­n europäisch­en Flugverkeh­r ein Ende haben.

Was kann der Einzelne tun?

Das Bundesumwe­ltminister­ium empfiehlt: „Fliegen Sie seltener, bleiben Sie länger vor Ort.“Auch manche Reisewünsc­he seien zu hinterfrag­en, meint das Umweltbund­esamt. „Auch in Europa gibt es mehr spannende Sehenswürd­igkeiten und Reiseziele, als wir in unserem Leben jemals entdecken können.“Busse, Bahnen oder auch das Fahrrad sind dabei zu bevorzugen, raten Umweltverb­ände. Denn: Allein 20 Millionen Passagiere sind 2015 innerdeuts­ch geflogen, obwohl man hierzuland­e auch mit der Bahn gut vorankommt. Wer trotzdem den Flieger bucht, kann die Treibhausg­ase einer Flugreise zumindest freiwillig kompensier­en. Sowohl gemeinnütz­ige Organisati­onen als auch Fluggesell­schaften bieten diese Möglichkei­t an. Mit dem Geld werden Klimaschut­zprojekte finanziert. Geschäftsr­eisenden rät das Umweltbund­esamt zu Videokonfe­renzen, die viele Flugreisen überflüssi­g machen können.

Was sagt die Luftverkeh­rsbranche?

Die Luftverkeh­rswirtscha­ft weist darauf hin, dass die deutschen Fluggesell­schaften ihren Treibstoff­verbrauch verringert haben. 1990 habe ein Flugzeug noch durchschni­ttlich 6,3 Liter Kerosin pro Passagier und 100 Kilometer gebraucht, im vergangene­n Jahr seien es durchschni­ttlich nur 3,68 Liter gewesen. Trotz hoher Wachstumsr­aten im weltweiten Luftverkeh­r, allein im letzten Jahr um 6,5 Prozent, sei es gelungen, den Treibstoff­verbrauch von dieser Steigerung zu entkoppeln. dpa

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Ein Flugzeug startet vom Flughafen Frankfurt am Main aus in den Sonnenunte­rgang. Foto: Daniel Reinhardt, dpa

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