Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Der unvergessene Ehrenbürger
Auf Gothas Friedenstein erinnert eine kleine Ausstellung an den berühmt gewesenen Schriftsteller Gustav Freytag
Gotha. Zum 70. Geburtstag 1886 bedachte ihn Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen mit schönschriftlichen Glückwünschen; anno 1921, da die junge Republik in schwerster Finanzkrise havarierte, druckte man in seiner Wahlheimat Siebleben Notgeld mit seinem Konterfei, und 1935, zum 40. Todestag, ehrten die Nazis ihn mit pompösen Gedenkfestivitäten. All diesen Ruhm und Nachruhm Gustav Freytags (1816–1895), des großen Schriftstellers und nationalliberalen Politikers, dokumentiert eine Ausstellung auf Gothas Schloss Friedenstein.
„Verehrt und vergessen“ist die kleine Exposition im Spiegelsaal der Forschungsbibliothek zum 200. Geburtstag des früheren Hofrats und Ehrenbürgers betitelt; sie wird diesen Samstag eröffnet.
Freytag kam als Flüchtling 1851 ins Gothaische Herzogtum, erbat Asyl bei Ernst II. und wurde alsbald zum Hofrat bestallt. Seine Gattin Emilie, geschiedene Gräfin Dyhm, erwarb das Sommerhaus in Siebleben, wo er seine wichtigsten Werke, darunter die Romane „Soll und Haben“und „Die Ahnen“, verfasste. In fünf Stationen schreitet der Ausstellungsbesucher den Lebensweg des verehrungswürdigen Oberschlesiers ab.
Weitere Vitrinen werfen Schlaglichter auf seine Familienverhältnisse – Freytag war dreimal verehelicht – und auf sein unbekanntes Hobby als Mineraliensammler. Von seinen literarischen Erfolgen kündet eine ganze Reihe von Schaukästen mit Theaterzetteln und historischen Buchausgaben. Mindestens Germanisten schätzen Gustav Freytag ja als Meister des bürgerlichen Realismus. Damit wurde der Autor zum Chronisten einer wendevollen Epoche und zum Sänger eines aufstrebenden Bürgertums.
Politisch setzte Freytag sich – aus aufrechter, liberaler Gesinnung – für die Reichseinigung in „kleindeutscher Lösung“ein. 1867 bis 1870 gehörte er sogar als Abgeordneter dem Reichstag des Norddeutschen Bundes an.
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. Juli-. Sept., Di-so - Uhr. Eröffnung: Sa, Uhr