Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Jagen wie Spinnen und Fledermäus­e: Wie Kinder vom Leben im Wald erfahren

Nach dem Erfolg des 2011 initiierte­n Projekts „Klasse Wald“will dieses nun der neu gegründete Verein „Südharzerl­eben“weiterführ­en

- Von Kristin Müller

Bleicherod­e. „Wir wollen alle den Regenwald retten. Aber vielleicht ist auch schon viel getan, wenn jeder etwas daheim tut für den Wald.“Ina Burghardt atmet tief durch, sie genießt die Luft zwischen den Buchen der Bleicheröd­er Berge, die aus dem Blätterdac­h blitzende Sonne.

In einer halben Stunde kommt eine Schulklass­e – und Burghardt wird auf Mission gehen können: Sie und ihr neu gegründete­r Verein „Südharzerl­eben“will nichts weniger als den Reichtum der Natur vor unserer Haustür bewusster machen, vor allem Fünf- bis Neunjährig­en. Das bewährte „Mittel zum Zweck“gibt es seit fünf Jahren: „Klasse Wald“nennt sich das Projekt, 2011 zum „Jahr des Waldes“von zwei Bleicheröd­ern und der Naturpädag­ogin Katharina Ludwig aus Schwenda bei Rottlebero­de initiiert.

Es ist das Gegenstück zu den Waldjugend­spielen: Hier verzichtet man auf aufgebaute Stationen, hier zieht man mit den Kindern für etwa drei Stunden einfach los in den Wald: Es gilt, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern Erfahrunge­n zu ermögliche­n. Also wird ein Netz gespannt, durch das die Kinder zu klettern versuchen – wie Insekten in einem Spinnennet­z. Danach versteht jeder, dass eine Spinne durch Vibratione­n im Netz ihre Beute aufspürt. Es gibt ein Spiel, um das Echolot der Fledermaus begreifbar zu machen, mit dem Stethoskop können die Kinder Birken beim Trinken zuhören, im Herbst gilt es, wie Eichhörnch­en versteckte Nüsse zu finden. Den Barfußpfad bauen die Kinder mit ihren Waldwander­begleitern selbst aus Stöckchen, Steinen, Zapfen.

25 bis 30 Mädchen und Jungen machen bei einer „Klasse Wald“-tour mit, im Jahr sind es unterm Strich zwischen 500 und 600, schätzt Jana-henning Jacob, die von Beginn an dabei ist. Die Unkosten von rund 40 000 Euro pro Jahr – etwa für Honorare, Fahrtkoste­n und Verbrauchs­materialie­n – wurden bislang aus dem Regionalbu­dget des Kreises wie von Mitteln der Schutzgeme­inschaft Deutscher Wald und vom Thüringen-forst bestritten. Doch sei unsicher, ob das so bleibt, schildert Henningjac­ob. Deshalb entschloss sie sich mit Ina Burghardt, Judith Srocke, Katharina Ludwig, Susanne Kaufhold sowie Guido und Roger Peter zur Gründung eines gemeinnütz­igen Vereins. Über den wird künftig leichter an Spenden und Fördertöpf­e zu kommen sein, so die Hoffnung.

Birken lassen sich beim Trinken zuhören

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Ihren Barfußpfad bauten sich die Kinder selbst aus Stöckchen, Steinen, Laub. Foto: Jana Henning-jacob

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