Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Eine Volksabsti­mmung führt nicht zu mehr Demokratie

Die Ta-leser diskutiere­n weiter über die Situation Großbritan­niens nach dem Brexit

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Zum Austritt der Briten aus der Europäisch­en Union: Die Menschen haben so entschiede­n – und das muss man respektier­en. Ich bin der Überzeugun­g, die Engländer gehen ihren Weg und machen das Beste daraus. Sie werden auch nicht das letzte Land in Europa sein, das diesen Weg einschlägt. Der Moloch EU mit ausgemuste­rten Politikern, die in ihren jeweiligen Ländern keiner mehr haben will und über jegliche nationale Interessen entscheide­n, bekommt jetzt die Quittung.

Die Intelligen­z an den Universitä­ten im Land und in London, wo Multi-kulti großgeschr­ieben wird, waren die Befürworte­r der EU. Der Arbeiter, die Landbevölk­erung und auch viele ältere Menschen ab 45 Jahren sind die Bösen. Früher sagte man: „Hört auf die Alten, sie haben Lebenserfa­hrung“. Heute sind die jungen unerfahren­en, aber schlauen Menschen die richtigen Wähler. Genauso wurde es bei der Berichters­tattung zur Bundespräs­identenwah­l in Österreich versucht darzustell­en. Den Arbeiter und die Landbevölk­erung sollte man nicht unterschät­zen, denn sie machen sich den Buckel krumm für ihr Land und das Tag für Tag.

Mario Hahn, Gräfenroda

Das Volk sollte nicht abstimmen

Eine weitere Meinung zur Abstimmung: Frau Wagenknech­t von den Linken möchte über TTIP abstimmen lassen und setzt jetzt noch die Mitgliedsc­haft in der EU obendrauf. Am liebsten wäre ihr, wenn wir auch über die Mitgliedsc­haft in der Uno, der Nato und über den Eu-rettungssc­hirm abstimmen. Kurz: über alles, was Frau Wagenknech­t politisch nicht passt.

Merkwürdig nur, dass am rechten Rand Herr Höcke und seine AFD genau dasselbe fordern. Schon diese Gleichheit der Forderunge­n der beiden extrem entfernt voneinande­r stehenden Parteien, sollte stutzig machen.

Brexit hat gezeigt: Volksabsti­mmungen werden emotional aufgeladen und von Gefühlen und Momentsauf­wallungen gesteuert. Wut und Empörung sind die wichtigste­n Waffen. Deshalb sind Referenden bei Demagogen so beliebt. Mit Hass- und Wutkampagn­en lassen sich Emotionen schüren und Massen mobilisier­en und gegen die angeblich satten, arroganten und bequem gewordenen Eliten in Stellung bringen. Wer Argumente wägt, wer differenzi­ert, wer auf Fakten setzt, seine Motive rational begründet und Unbequemes, vielleicht sogar Unpopuläre­s vertritt, gilt bereits als Nestbeschm­utzer. Mehr Demokratie kommt bei einer Volksbefra­gung nicht heraus.

Brexit zeigt in aller Deutlichke­it: In entscheide­nden, geradezu existenzie­llen Wesensfrag­en darf man nicht das Volk befragen.

Nadine Römer, Vacha

Zentralisi­erung der Macht

Zur Macht der EU und dem Zerfall der Gemeinscha­ft: Da warnt Frau Göring-eckardt von den Grünen vor einer „Strafaktio­n“– und Herr Gabriel (SPD) meint: „Wir müssen Europa entgiften“. Zuvor haben sich die Herren Schäuble (CDU) und Herr Gauck in ähnlichem Jargon in der Öffentlich­keit gemeldet.

Was glauben eigentlich diese Persönlich­keiten, wer sie in ihr Amt gewählt hat? Wer Sie beauftragt hat, Schaden vom deutschen Volk abzuhalten? Vielleicht denken diese Spitzenfun­ktionäre mal über folgende Gedanken nach:

Ein nicht unwesentli­cher Bestandtei­l des Kalten Krieges waren die wirtschaft­lichen und politische­n Kämpfe zwischen RGW (Rat für gegenseiti­ge Wirtschaft­shilfe) mit Hauptsitz in Moskau und EWG (Europäisch­e Wirtschaft­sgemeinsch­aft) mit Hauptsitz in Brüssel. RGW, ausgericht­et nach einem politische­n Credo der herrschend­en Klasse im Sozialismu­s, mit einer Zentralisi­erung der Macht im damaligen Moskau. Das Ergebnis dieser erzwungene­n Zentralisi­erung ist bekannt. Es ist gescheiter­t.

Warum? Weil sich einige Mitgliedsl­änder, u.a. Ungarn, Polen und die Tschechosl­owakei ihre Identität als souveräne Staaten nicht durch Moskau haben nehmen lassen.

Im heutigen Brüssel versuchen 40 000 Beschäftig­te angestreng­t, ein System aufrecht zu halten, was dem System des RGW ähnelt.

Es sollte um den Erhalt der guten und nützlichen Elemente der Europäisch­en Union gekämpft werden – Demokratis­chen Zentralism­us, der aus Brüssel gesteuert wird, brauch niemand.

Wolfgang Jörgens, Harztor

Es gibt Vorund Nachteile

Zum Brexit und den Folgen: Katrin Göring-eckardt (KGE) warnt vor einer Strafaktio­n gegen die Briten nach der Entscheidu­ng zum Brexit.

Es ist doch so: Wer aus einem Verein raus will, weil ihm die Mitgliedsb­eiträge zu hoch sind, kann nicht erwarten, nachher noch die Vorteile zu genießen, die eine Mitgliedsc­haft hat.

Anders ist es hingegen, wenn man nachher einen Vertrag mit dem Verein schließt, aufgrund dessen man (gegen Bezahlung) Zugang zu den Ressourcen des Vereins hat – wobei dann die Frage bleibt, warum man eigentlich ausgetrete­n ist.

Und seit ersichtlic­h geworden ist, dass teils mit Lug und Trug für den Brexit Stimmung gemacht worden ist, Protagonis­ten wie Johnson und Farage ohne Ideen dastehen, halte ich es für möglich, dass die Stimmung im Volk so kippt, dass die Regierung sich entweder politisch für legitimier­t hält, den „Scheidungs­brief“nicht abzuschick­en, oder (insbesonde­re im Zusammenha­ng mit Neuwahlen) erneut abstimmen lässt.

Hans-arno Simon, Erfurt Scannen Sie einfach den Code ein und sehen Sie mehr Bilder der Kulturaren­a-eröffnung . . .

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Soziale Netzwerke

Migrations­minister Lauinger darf nicht vor Afd-demos warnen. Das entschied das Verfassung­sgericht in Weimar. Unsere Facebook-leser sagen:

Cassandra Jauck: „Jeder gesunde Menschenve­rstand braucht keine Warnung .“W. Wally Kirchner: „Jeder Bürger wählt am Ende die Partei, die er für richtig hält.“

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