Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Schweinsteiger in der Startelf
Knieverletzung des Kapitäns ist auskuriert. Löw gibt ihm eine Einsatzgarantie
Marseille. Bastian Schweinsteiger lachte. Beim Aufwärmen des Weltmeisters trabte der Kapitän voran, kickte ein paar Mal gegen den Ball. Nach zwei Tagen individueller Trainingsarbeit lief der 31-Jährige am Mittwoch in Évian-les Bains wieder mit der Mannschaft auf. Und das in vorderster Front. Das lädierte rechte Knie war dick bandagiert, das linke mit leichten Tapes verziert. Aber: Schweinsteiger trug seine weißen Fußball-schuhe.
Das wird er auch im heutigen Halbfinale gegen Em-gastgeber Frankreich tun. „Die Verletzung ist so gut wie auskuriert, er wird auf jeden Fall beginnen“, verkündete Bundestrainer Joachim Löw am Vorabend des Klassikers in Marseille. „Er kann mitmachen, denn er hat keinerlei Beschwerden mehr.“
Der von vielen erneut abgeschriebene Stehaufmann des deutschen Fußballs kann also auch dieses Mal wieder in eine tragenden Rolle schlüpfen. Davon ist zumindest Löw überzeugt. „Gerade in einem Hexenkessel wie hier ist seine Erfahrung enorm viel wert“, sagte der Coach am Mittwochabend.
Der Bundestrainer musste abwägen: Ist sein Kapitän nach dem Viertelfinale gegen Italien bereit für den körperlich vielleicht noch intensiveren Abnutzungskampf gegen die physisch starken Franzosen? Oder hilft der Mannschaft eine Lösung mit den Turnier-debütanten Julian Weigl oder Emre Can mehr?
„Spieler, die nicht 100 Prozent belastbar sind, lasse ich definitiv nicht spielen“, hatte der Bundestrainer seine oberste Maxime verkündet. Aber gleichzeitig hob er auch die exponierte Stellung Schweinsteigers hervor. „Ich wünsche mir und unserer Mannschaft, dass der Bastian es schafft, dass er fit wird. Denn er kann unserer Mannschaft unheimlich viel geben.“
Dass Schweinsteiger gegen Italien nach seiner frühen Einwechslung in der 16. Minute durchhielt, überraschte. Die am Tag danach diagnostizierte Außenbandzerrung am in diesem Jahr schon zweimal verletzten rechten Knie sorgte aber für einen Stimmungsdämpfer.
Nachdem er an den Vortagen nur leichte Übungen auf dem Fahrrad absolviert hatte, kehrte Schweinsteiger nun rechtzeitig auf den Trainingsplatz zurück. Löws Miene hat sich daher wieder aufgehellt. „Er hat gezeigt, dass er die Physis hat, von Anfang an zu spielen. Und wenn die Kräfte nicht reichen sollten, haben wir viele Optionen“, sagte der Bundestrainer.
Obwohl der Körper des Mittelfeldstrategen überdeutlich die Spuren von mehr als einem Jahrzehnt Profifußball auf höchstem Niveau zeigt, sind seine Comeback-qualitäten bewundernswert. Der England-legionär von Manchester United kann sich quälen wie kaum ein anderer.
Übrigens: Noch nie traf die DFB-ELF bei einer EM auf Frankreich. Nicht einmal in einer Qualifikation kreuzten sich die Wege. Seit 1984 nahmen beide Teams siebenmal gemeinsam an einer Em-endrunde teil, ohne aber gegeneinander zu spielen. Neun deutschen Siegen stehen elf Niederlagen entgegen. dpa
Noch kein Em-duell gegen die Franzosen